Hamburg. Eine Ehrung ist überfällig. Dem Senat fehlt es im Umgang mit der großen Hamburgerin zu lange schon an Rückgrat.

Er war wütend – so sehr, dass es raus musste, kurz nachdem die Nachricht vom Tode Esther Bejaranos bekannt geworden war. Eine „Schande“ nannte der ehemalige Hamburger SPD-Chef Mathias Petersen, dass die Holocaust-Überlebende nicht schon längst zur Ehrenbürgerin ernannt worden war. Und er hat recht. Dem Senat, vor allem aber Petersens eigenen Genossen fehlte es im Umgang mit einer großen Hamburgerin zu lange schon an Rückgrat.

Bejaranos Verbindungen zu Kommunisten waren ihnen zu brisant. Deshalb lehnten sie dem Vernehmen nach gleich mehrere Vorstöße der Linken im Rathaus, Bejarano schon vor Jahren zur Ehrenbürgerin zu machen, ab. Tatsächlich war Bejaranos Mission einfach und kompromisslos: Den Faschismus zu besiegen, bis es „keine Nazis mehr“ gebe, wie sie oft sagte. Ihre Verbündeten aber waren und sind dabei teilweise zweifelhaft. Man muss das bei ihrer Geschichte berücksichtigen. Und man darf es keinesfalls kleinreden.

Bejarano hat es geschafft, nicht selbst zu hassen

Sie darauf zu reduzieren, ist jedoch genauso falsch. Bejarano hat – bis hin zu Todesangst im Angesicht von Josef Mengele – den unvergleichbaren Horror der Schoah erlebt. Sie hat es geschafft, danach nicht selbst zu hassen. Ihr Werk und ihre Hinterlassenschaft ist auch die Kunst, nicht nur zu mahnen, sondern Menschen für das Leben zu begeistern. Für all die Werte zu stehen, die ihre einstigen Häscher verachten. Es wäre töricht, dieses Erbe zu vergessen.

Auch die CDU hat dies erkannt und sich sofort aufgeschlossen für eine bleibende Ehrung Bejaranos gezeigt. Der Senat ist in der Pflicht, nicht nur die Benennung einer Straße, sondern auch eine posthume Verleihung der Ehrenbürgerwürde zu verfolgen. Ebenso wie es alle Hamburger sind, für die Mission der Verstorbenen mit demokratischen Mitteln einzustehen.