Hamburg. Abendblatt-Redakteur Henrik Jacobs kommentiert die Hinrunde des HSV und welchen Anteil Trainer Daniel Thioune daran hat.
Sollte Daniel Thioune nach diesem Wochenende die Lust am HSV verloren haben und auf die Idee kommen, den Verein zu verlassen, würde er als statistisch erfolgreichster Trainer der vergangenen 20 Jahre aufhören. Einen Schnitt von 2,1 Punkten pro Spiel schaffte in diesem Jahrtausend noch kein Trainer im Volkspark. Zum Glück für den HSV aber denkt Thioune gar nicht daran, seine Aufgabe vorzeitig zu beenden. Und zum Glück für den Club hat das auch kein Verantwortlicher getan, als nach fünf Spielen ohne Sieg die üblichen Trainerdiskussionen begannen.
Thiounes Verpflichtung im Sommer war für den HSV bislang ein Glücksfall. Der 46-Jährige hat es geschafft, seine Mannschaft aus einer Krise zu manövrieren. Die Spieler folgen ihm. Es gelingt ihm zunehmend, eine stabile Achse zu etablieren und junge Spieler an ihrer Seite zu entwickeln. Er schafft es, verschiedene Strömungen innerhalb des Kaders in die richtigen Bahnen zu kanalisieren. Er ist in der Lage, Fehler zu korrigieren und wie in Braunschweig (4:2) während einer Partie mit taktischen Veränderungen auf das Spiel positiv einzuwirken.
Nur dann verspielt der HSV den Aufstieg
Natürlich wird auch Thioune in der Rückrunde wieder Fehler machen, falsche Entscheidungen treffen oder auch einmal unglückliche Aussagen treffen. Den Aufstieg wird der HSV aber nur verspielen, wenn er seine Fehler der vergangenen Jahre wiederholt. Wenn er wieder denkt, für die Zweite Liga zu gut zu sein. Wenn Spieler ihre eigenen Egoismen über das Kollektiv stellen.
Und vor allem, wenn der Verein sich weiter in seine politischen Machtkämpfe verstrickt. Erst wenn die Grabenkämpfe um das Präsidium, den Aufsichtsrat oder die Rechtsform den Sport erreichen, könnte Trainer Thioune die Lust verlieren.
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Die größte Gefahr für den HSV, das scheint wieder klar, ist der HSV selbst.