Hamburg. Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi im Gespräch. Heute über die Erkenntnisse der Pandemie für die Klimapolitik.

Matthias Iken: Haben wir Grund, optimistisch ins neue Jahr zu blicken?

Klaus von Dohnanyi: Wir wissen alle, dass auch 2021 noch stark von Corona bestimmt werden wird. Auch Impfen wird die Lage kaum vor Mitte des Jahres erleichtern; manche Coronaregeln werden weiter gelten müssen. Aber dennoch: In vielen Bereichen wachsen schon heute neue Initiativen und erstaunlicher Einfallsreichtum. Ich bin sehr zuversichtlich, dass gerade Deutschland in der Lage sein wird, aus den großen Veränderungen erfolgreich Neues zu machen. Wir sind schon oft aus Krisen wieder sehr erfolgreich aufgestanden, und gerade wir könnten auch diesmal die neuen Chancen zum Vorteil für unser Land machen!

Iken: Was können wir aus der Pandemie für die Klimapolitik lernen?

Dohnanyi: Corona hat Menschen aus unserer Nähe gerissen, von vielen Menschen bittere Verzichte gefordert – nicht nur auf gewohnte Nähe, sondern auch auf Einkommen, Lebensgewohnheiten und sogar den bisherigen Arbeitsplatz. Wenn wir aber nüchtern vorausschauen, wird auch eine erfolgreiche Bekämpfung des Klimawandels viele Verzichte auf bisherige Lebensgewohnheiten erfordern. Haben wir aber nicht durch Corona erfahren, dass man auf manches verzichten konnte, ohne es schmerzlich zu entbehren? Haben wir nicht gesehen, dass manche Gewohnheit eigentlich überflüssig, ja Verschwendung war? Ich glaube, so könnten wir aus den Corona-Zeiten viel für unsere zukünftige Klimapolitik gelernt haben.

Iken: Hat die Pandemie die Populisten entlarvt?

Dohnanyi: Corona stellt auch deswegen große Anforderungen an die Politik, weil wissenschaftliche Erkenntnisse in politisches Handeln umgesetzt werden müssen. Dazu muss man als Politiker lernen, die Wissenschaft zu verstehen, um daraus dann praktische und demokratisch vertretbare politische Maßnahmen abzuleiten. Hier zeigt sich, wer das Handwerk der Politik beherrscht und wer nur großmäulig daherredet. Kein Wunder, dass in Sachen Corona von Trump bis Gauland politisch kaum etwas übrig geblieben ist. Und das gibt demokratischen Mut für die Zukunft: Denn auch Klimawandel, Umweltschutz und Digitalisierung können nur mit Wissenschaft und sauberem politischen Handwerk bewältigt werden.

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