Hamburg. Hamburgs Altbürgermeister und Matthias Iken sprechen über Politik. Heute über die Corona-Impfungen.
Matthias Iken: Hamburg treibt den Bau des Impfzentrums voran. Aber werden sich überhaupt genug Menschen impfen lassen? Umfragen zufolge sind nur 53 Prozent der Deutschen dazu bereit, in Hamburg immerhin 64 Prozent.
Klaus von Dohnanyi: Das sind doch ermutigende Zahlen! Wenn sich mehr als die Hälfte der Menschen impfen lassen würde, kämen wir dem Ziel nahe, das Virus zu besiegen. Entscheidend wird aber sein, über die vielen Monate des Impfens auch dieses heutige Vertrauen der Menschen zu bewahren.
Iken: Wie kann man dieses Vertrauen sichern?
Dohnanyi: Transparenz, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit sind entscheidend. Wir müssen offen reden und antworten, gerade wenn es Probleme geben sollte oder gar unerwartete Nebenwirkungen auftreten. In diesen Fällen müssten wir rasch und ehrlich aufklären – sonst würden sich Fake News schnell verbreiten und Vertrauen zerstören. Schließlich sind im kommenden Jahr Wahlkampfzeiten!
Iken: Ärgert Sie, dass die Briten den in Deutschland entwickelten Impfstoff nun als Erste zugelassen haben?
Dohnanyi: Nein, es geht doch um Gesundheit. Impfung ist ein körperlicher Eingriff in einen vermutlich gesunden Menschen, da tragen alle eine große Verantwortung. Sorgfalt geht vor Schnelligkeit.
Iken: Sollte da nicht der Bund mehr Verantwortung übernehmen? Wie sieht die richtige Aufgabenverteilung aus?
Dohnanyi: Die praktische Arbeit kann nur vor Ort geleistet werden, deshalb ist es richtig, dass das Impfen auch in regionaler Zuständigkeit liegt. Entscheidend wird aber auch sein, dass sich Wissenschaft, Bund und Länder in diesem Prozess eng vernetzen und die täglichen Erfahrungen aus dem Impfen zeitgleich teilen. Sie alle benötigen einen Überblick in Echtzeit über den Verlauf des Impfprozesses und über etwa auftauchende Probleme. Deshalb ist ein gemeinsam abgestimmtes Digitalkonzept unerlässlich. Diese Massenimpfung ist ein hochpolitisches Vorhaben ohne Vorbild – da dürfen keine ungeklärten Fehler vorkommen. Diese könnten dann unverantwortlich ausgeschlachtet werden.