Hamburg. Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi und Matthias Iken, stellv. Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, sprechen über Politik.

In einer neuen Interview-Reihe, die ab jetzt wöchentlich erscheint, unterhält sich Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, mit Hamburgs Altbürgermeister Klaus von Dohnanyi. Zum Auftakt geht es – natürlich – um die Wahl in den USA und das deutsch-amerikanische Verhältnis.

Hier geht es zum neuen Magazin.

Matthias Iken: Sie haben lange in den USA gelebt – erkennen Sie die Staaten nach diesem Wahlkrimi noch wieder?

Klaus von Dohnanyi: Ja, ich erkenne die Staaten noch wieder, besonders an der Ost- und Westküste. Die Mitte Amerikas war immer anders, nationaler und provinzieller – das haben viele Europäer oft übersehen.

Iken: Die USA sind tief gespalten, wie lässt sich diese Spaltung überwinden?

Dohnanyi: Ich bezweifele, dass das gelingt. Ein Präsident soll das Land führen - aber könnte Biden das mit so knappen Mehrheiten? Er hätte wohl den republikanischen Senat weiterhin gegen sich und damit politisch immer eine große Hürde.

Iken: Werden die Beziehungen zu den USA wieder so, wie sie vor Trump waren?

Jetzt im Handel: Klaus von Dohnanyi – das Magazin mit 100 Seiten. 10 Euro, Treue-Preis nur 8 Euro. Erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah und online im Abendblatt-Shop.
Jetzt im Handel: Klaus von Dohnanyi – das Magazin mit 100 Seiten. 10 Euro, Treue-Preis nur 8 Euro. Erhältlich in der Abendblatt-Geschäftsstelle am Großen Burstah und online im Abendblatt-Shop. © HA | Ha

Dohnanyi: Wie waren sie denn vor Trump? So wie unter George W. Bush, der den Irak-Krieg gegen den Widerstand Deutschlands und Frankreichs vom Zaun brach, die Flüchtlingswelle verursachte und uns für Schwächlinge hielt? Nein, es war politisch immer schwierig mit den USA. Aber wir neigen dazu, das zu vergessen und die Beziehung zu beschönigen. Amerika hat grundsätzlich andere Interessen als Europa.

Iken: Europa hat auch unterschiedliche Interessen. Der slowenische Ministerpräsident etwa hat Trump schon am Mittwochmittag zum Sieg gratuliert ...

Dohnanyi: Europa muss eines endlich begreifen: Die USA machen seit Jahrzehnten in der Außenpolitik, was sie wollen und stimmen sich nicht mit uns ab. Diese Entwicklungen und auch die Wahlen zeigen Europa überdeutlich, dass wir unsere eigenen Interessen mutiger formulieren müssen. Nur so kann Europa souverän werden.