Hamburg. Die Politik sollte noch genauer auf die niedergelassenen Ärzte hören, die jetzt ein Testzentrum am Hauptbahnhof eingerichtet haben.
Auf der Hamburger Test-Strategie in der Corona-Pandemie liegt kein Segen. Man könnte auch sagen: Es gibt keine. Denn das groß angelegte Testen unterliegt reiner Taktik. Nun ist die Amnesie in der Politik bei den Corona-Maßnahmen weit verbreitet.
Deshalb hier eine kurze Erinnerung: Im März wollte die damalige Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks „auf keinen Fall“ Testzentren wie in Schleswig-Holstein oder Niedersachsen. Kurz darauf sollte proporzgerecht und völlig „undemografisch“ in jedem Bezirk eines sein. Diese sieben Testzentren blieben Luftbuchungen. Das erste gab es dann auf private Initiative in Bergedorf als Drive-in und wurde zunächst gar nicht zugelassen.
Das Gros der Neuinfizierten waren Urlauber
Es mag verständlich sein, wenn sich Krisenstäbe und Rathaus-Strategen erst das Infektionsgeschehen ansehen und wohlabgewogen über Lockdown oder Lockerung entscheiden. Aber warum fiel ihnen erst an einem heißen Tag auf, dass die Sommerferien irgendwann zu Ende gehen und dass ja schon zum Ende der Frühjahrsferien (Stichwort Ischgl) die Zahl der Infektionen sprunghaft angestiegen war und man deshalb doch ein Testzentrum am Flughafen brauche? Das Gros der Neuinfizierten waren Urlauber vom Balkan, aus der Türkei und anderen inzwischen als Risikogebieten benannten Gegenden.
Die Politik sollte noch genauer auf die niedergelassenen Ärzte hören, die jetzt ein Testzentrum am Hauptbahnhof eingerichtet haben. Sie sehen die meisten Patienten, machen die meisten Tests und haben die meiste Erfahrung.
Und sie wollen eigentlich nur testen, wenn Patienten mit Symptomen zu ihnen kommen. Alles andere ist sinnlos, teuer und nur gut für die Statistik-Fans unter den Millionen Corona-Astrologen. Und im Herbst kann es dazu kommen, dass die Testkapazitäten knapp werden. Dann, wenn ein Abstrich absolut notwendig ist, um die saisonbedingten Schniefnasen von den Corona-Neupatienten zu unterscheiden.