Hamburg. Neues Zentrum nimmt Arbeit für Bahn- und Busreisende auf. Kosten, Symptome und Öffnungszeiten – die wichtigsten Antworten.
Das neue Hamburger Testzentrum auf das Coronavirus am Hauptbahnhof startete mit einer Warnung der Ärzte: Kommen Sie nicht, wenn Sie Symptome haben wie Halskratzen, Husten, eine erhöhte Temperatur oder einen sich anbahnenden Verlust der Riechfähigkeit. Das sagte sinngemäß der Vorsitzende der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), Dr. Dirk Heinrich.
Der HNO-Arzt aus Horn mahnte eindringlich: „Wer Symptome hat, soll den Arztruf 116 117 anrufen oder zum Hausarzt oder HNO-Arzt gehen.“
Das Hamburger Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen rund um die Testzentren.
Wer sollte ins Testzentrum am Hauptbahnhof gehen?
Es ist gedacht für Reisende, die am Hauptbahnhof oder am ZOB ankommen und keine Krankheitssymptome aufweisen. Das können Urlauber sein, auch Rückkehrer aus Risikogebieten, Menschen, die eine behördliche Anordnung zu einem Test haben oder die, die einen Hinweis auf ihrer Corona-Warn-App haben. Bis zum 15. September haben auch noch alle Reisenden aus ausländischen Nicht-Risikogebieten den Anspruch auf einen kostenlosen Test. Außerdem können sich hier alle Mitarbeiter von Hamburger Schulen testen lassen.
Wie läuft ein Test ab?
Am besten bringt man einen Reisenachweis mit, den Personalausweis und die elektronische Gesundheitskarte. Die Daten werden ebenfalls elektronisch erfasst, man muss die Datenschutzerklärung unterschreiben und eine E-Mail-Adresse hinterlassen, zu der das Ergebnis geschickt wird. Der Test ist kostenlos. Es wird ein tiefer Rachenabstrich gemacht.
140 Personen können montags bis sonntags zu den Öffnungszeiten von 8 bis 20 Uhr an acht Schaltern gleichzeitig abgefertigt werden. 2000 Tests am Tag sind möglich. Der Eingang ist direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, der Ausgang an der hinteren Seite des kleinen Zeltdorfes.
Wer finanziert die Tests?
Hamburgs niedergelassene Ärzte haben das Zentrum vorfinanziert, der Unterhalt von geschätzt 500.000 Euro pro Monat wird von der Stadt getragen. Die Tests werden am Ende von den Krankenkassen bezahlt sowie aus Steuermitteln, die die Bundesregierung zur Verfügung stellt.
Was mache ich außerhalb der Öffnungszeiten?
Bei Symptomen den Arztruf Hamburg 116 117 anrufen oder in eine der Notfallpraxen der KV in Altona oder Farmsen gehen.
Coronavirus in Hamburg und weltweit – die interaktive Karte
Wie lange bleibt das Testzentrum am Hauptbahnhof?
KV-Chef Walter Plassmann sagte, die Kassenärztliche Vereinigung habe eigentlich keinen gesetzlichen Auftrag, diese Tests zu machen. Außerdem gehöre Pandemiebekämpfung ebenso wenig zu den Aufgaben der Praxisärzte. Man mache das aber, „weil wir es können“.
Die Einrichtung des Testzentrums sei „ein Höllenritt“ gewesen. Das Bezirksamt Mitte, die Innenbehörde und die Kulturbehörde (wegen des Ortes am Museum für Kunst und Gewerbe) sowie eine Initiative, die den Duschbus für Obdachlose betreibe und kurzfristig etwas weiter weggezogen sei, hätten die Einrichtung unbürokratisch unterstützt.
Wie es weitergehe, wisse er selber nicht. Es gebe einen spürbaren Rückgang an Testungen überhaupt. Vom 1. Oktober an müssen Reiserückkehrer aus den dann geltenden Risikogebieten ohnehin mindestens fünf Tage in Quarantäne. Das neue Zentrum kann theoretisch über den Winter zwischen Hauptbahnhof und ZOB bleiben.
Wie viele Tests sind derzeit positiv?
Mitte August kamen rund 400 Patienten pro Tag in die Testzentren der KV nach Altona und Farmsen, mittlerweile seien es 250 bis 300, so die KV. Von ihnen seien 0,6 Prozent Corona-positiv. Im fahrenden Notdienst, wo die Patienten mit Symptomen getestet werden, liege die Positiv-Quote bei zwei Prozent.
Was bedeuten die neuen Schnelltests, die die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA jetzt zugelassen hat?
Nach Auskunft von Heinrich liegt darin eine große Chance, bei einem ordentlich durchgeführten Test für rund 5 Dollar Kosten in 15 Minuten ein Ergebnis zu haben. Die Verlässlichkeit – ob positiv oder negativ – sei etwa so hoch wie bei derzeitigen Tests. Es sei immer möglich, dass positive Tests eigentlich negativ seien und umgekehrt. Die Wahrscheinlichkeit sei aber sehr gering.
Das Robert-Koch-Institut teilte gestern mit, bei korrekten Tests und fehlerfreier Auswertung sei die Trefferquote bei „nahezu 100 Prozent“. Käme der neue US-Schnelltest zum Tragen, sei das eine große Erleichterung für Schulen und Kitas, aber vor allem für die Reisebranche, die derzeit darniederliegt, so Heinrich.
Was erwarten die Ärzte im Herbst?
Für die Mediziner stellt sich die Aufgabe, vor allem in den Praxen die Patienten zu sortieren in die, die ein Corona-Verdachtsfall sind und getestet werden müssen, und die, die mit anderen Symptomen behandelt werden müssen.