Hamburg. Der Fehltritt des Innensenators, der zur einhelligen Rücktrittsforderung der Opposition geführt hat, könnte trotzdem folgenlos bleiben.

So einhellig wurde von der Opposition lange kein Rücktritt gefordert wie jetzt der von SPD-Innensenator Andy Grote. Und die Forderung ist nachvollziehbar. Mit der Feier seiner Amtsbestätigung in einem Club mit 30 Gästen hat er jedes Feingefühl vermissen lassen. Egal, ob Grote gegen die Corona-Verordnung verstoßen oder gezielt eine nur Insidern bekannte Regelungslücke ausgenutzt hat – seine Glaubwürdigkeit als Pandemiebekämpfer ist dahin.

Niemand wird sich von Grote mehr mahnen lassen, Regeln ein-, und sich beim Feiern zurückzuhalten, wie der Senator es zuletzt oft getan hat. Jedem von der Grote-Behörde verhängten Bußgeld und jedem Vorgehen der Polizei gegen zu eng gedrängtes Partyvolk haftet nun der Geruch der Doppelmoral an.

Grote kann darauf hoffen, trotz Fehltritts nicht ersetzt zu werden

Das Ganze hat eine gewisse Tragik, weil Grote als beliebter und fachkom­petenter Senator gilt. In der Polizei und der Verwaltung hat der 52-Jährige einen guten Ruf, die Grünen verstehen sich bestens mit ihm. Auch deshalb hat er wohl das G-20-Debakel überstanden. Dass er auch den jetzigen Fehltritt politisch überleben könnte, hat noch einen anderen Grund: Es gibt keine gute Ersatzlösung. Sollte Bürgermeister Peter Tschentscher Grote entlassen, müsste er ihn wegen der bisher schlechten Quote wie versprochen durch eine Frau ersetzen – wegen des Bezirksproporzes wohl mit einer erfahrenen Genossin aus Mitte. Da käme eigentlich nur Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit infrage. Die aber ist in ihrer SPD und bei den Grünen nicht überall beliebt.

Retten könnte Grote beides aber nur unter zwei Voraussetzungen: Seine Behauptung, dass das Treffen legal war, muss stimmen. Und es dürfen keine unangenehmen Details mehr zu seinem nächtlichen Club-Empfang ans Tageslicht kommen. Andernfalls dürfte auch der Bürgermeister den Daumen senken.