Die Mehrheit will eine Verkehrswende. Aber mit guter Planung.
Auf den ersten Blick sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Die Mehrheit der Anwohner und Gewerbetreibenden plädiert für eine weitgehend autofreie Zone in Ottensen. Doch wie bei allen Studien lohnt ein intensiver Blick in den Datensatz. Und hier zeigt sich: Die Mehrheit will eben auch Veränderungen beim Projekt, das am Montag nach erfolgreichen Eilanträgen vor dem Verwaltungsgericht vorzeitig beendet werden musste. Dabei geht es um bauliche Maßnahmen, etwa um das Absenken der Bordsteine. Aber eben auch um die präzisen Regeln im Projektgebiet. Hier entzündete sich der meiste Streit.
Autofahrer mit Durchfahrtsschein beschwerten sich über pöbelnde Passanten und Radfahrer. Die wiederum klagten über Autofahrer, die zu schnell durch die Zone fuhren. Dazu gesellten sich Beschwerden von Gewerbetreibenden über Umsatzrückgänge und Probleme mit Lieferanten. Manche Konflikte wären mit einer intensiveren Vorbereitung vermeidbar gewesen.
Doch mit dem Entschluss, den ursprünglich auf vier Wochen angesetzten Versuch auf ein halbes Jahr auszudehnen, überforderten die Bezirkspolitiker in ihrer Verkehrswende-Euphorie die Verwaltung. In Marathonschichten mussten die Mitarbeiter Regeln erarbeiten und Ausnahmen genehmigen. Dies sorgte auf allen Seiten für Unmut und Stress.
Eine Ombudsstelle, unabhängig von Politik, Verwaltung und Interessengruppen, hätte für Entspannung sorgen können. Jetzt spaltet der Streit das Viertel.
Dennoch bleibt am Ende festzuhalten: Eine klare Mehrheit will den Autoverkehr in Ottensen massiv reduzieren. Es wird jetzt Aufgabe von Politik und Verwaltung sein, ein Konzept zu entwickeln, das auch die kritischen Anwohner und die Gewerbetreibenden besser mitnimmt. Nur dann kann „Ottensen macht Platz“ zur Blaupause für ähnliche Projekte in Hamburg werden.