Hamburg muss sein Schulgesetz rasch ändern: Der Niqab passt nicht in moderne Schulen.
„Hurra, wir kapitulieren“, heißt ein Bestseller von Henryk M. Broder, der so bissig wie polemisch die Lust der Deutschen am Einknicken vor dem Islamismus beschreibt. Heftig geht der frühere „Spiegel“-Autor in dem Buch, das nach seinem Erscheinen im Jahr 2006 monatelang auf den Bestsellerlisten stand, vor allem mit der politischen Linken und ihrer Naivität gegenüber dem radikalen Islam ins Gericht. Damals reagierten viele Kritiker ablehnend, empörten sich über Broders Tiraden und schimpften ihn gar einen „Hassprediger“, der maßlos übertreibt.
Manches schien damals weit weg: Deutschland diskutierte, ob eine Lehrerin oder eine Verkäuferin ein Kopftuch bei der Arbeit tragen darf. Inzwischen ist das Land deutlich weiter. Aber ist das ein eindeutiger Fortschritt?
Der berechtigte Kampf vieler Muslime für Gleichberechtigung und mehr Anerkennung wird zunehmend von radikalen Islamisten gekapert und zugespitzt. Vielleicht sollten einige Kritiker Broders Buch heute noch einmal lesen. Im beschaulichen Kiel zelebrieren ausgerechnet die Grünen, die stolz ihre Wurzeln in der Frauenbewegung feiern, die Lust am Einknicken: Dort kriselt es gewaltig in der Jamaika-Koalition, weil sich die Grünen hartnäckig weigern, einem Vollverschleierungsverbot an Hochschulen zuzustimmen. Einstimmig (!) sprach sich die Landtagsfraktion der Partei gegen eine entsprechende Initiative der Partner CDU und FDP aus.
Auch konservative Muslime sehen keine Begründung für Gesichtsschleier
Dabei geht es in dieser Novelle nicht um Symbolpolitik für den rechten Rand, sondern um einen drängenden Wunsch der Kieler Universität. Dort war eine deutsche Studentin nach ihrem Übertritt zum Islam vollverschleiert in einer Vorlesung erschienen. Als die Uni-Leitung ein Verbot aussprach, kündigte die Studentin gleich eine Klage an. Geht es da noch um den Wunsch, seinen Glauben frei zu leben? Oder doch mehr um einen weiteren islamistischen Etappensieg?
Vermutlich letzteres. Auch konservative Muslime sehen keine religiöse Begründung für einen Gesichtsschleier. Nur Islamisten oder Terrorbanden wie der Islamischen Staat und die Taliban zwingen Frauen zur Vollverschleierung, die Ausdruck eines menschenverachtenden Frauenbildes ist. Wann immer im Irak oder Syrien Territorien aus der Islamisten-Knechtschaft befreit wurden, verbrannten die Frauen ihren Niqab. Nur die Grünen in Kiel glauben, „eine weltoffene und rechtsstaatliche Gesellschaft zeichnet aus, dass religiöse Symbole getragen werden können“.
Der Niqab ist eine konfrontative Religionsbekundung, er ist eine Provokation. Die Vollverschleierung der Frau steht für die Verletzung der Traditionen und Werte, die diesem Land wichtig sind. Wer zusammen arbeiten und lernen möchte, muss Gesicht zeigen. Solche Selbstverständlichkeiten überhaupt betonen zu müssen, zeigt die fortschreitende Selbstverleugnung. Was einige für Toleranz halten, erinnert andere an den Bestseller von Michel Houellebecq: „Unterwerfung“.
Thema Vollverschleierung ist im Hamburger Wahlkampf angekommen
Es muss kein Zufall sein, dass das Thema Vollverschleierung inzwischen auch im Hamburger Wahlkampf angekommen ist. Die Mutter einer zum Islam konvertierten Schülerin hatte geklagt, damit die 16-Jährige vollverschleiert mit Niqab zur Berufsschule gehen darf – und bekam Recht. Hamburg hat es, anders als Niedersachsen, bislang versäumt, sein landeseigenes Schulgesetz zu ändern.
Trotzdem ist der Hamburger Fall mit dem Kieler Fall nur bedingt vergleichbar. Bildungssenator Ties Rabe (SPD) strebt nun ein rasches Niqab-Verbot an, die Hamburger Grünen unterstützen ihn darin. So kann es auch gehen.