Hamburg. Was heute beim Klimastreik in dieser Stadt passiert ist, hat berührt. Das war keine Demonstration, das war eine Bewegung.
Als Chefredakteur sollte man nüchtern, sachlich und distanziert bleiben. Heute geht das nicht. Was heute beim Klimastreik in Hamburg passiert ist, hat mich sehr berührt – weil ich es so noch nicht erlebt habe. Das war keine Demonstration, das war eine Bewegung, die wirklich alles hat, um die Welt zu verändern, nicht nur hier, bei uns in Hamburg.
Waren es 70.000 Menschen (laut Polizei) oder 100.000 (laut Fridays for Future)? Völlig egal! Die Gesichter, in die ich auf den Straßen gesehen habe, haben mir Mut gemacht, trotz all der düsteren Prognosen von Wissenschaftlern über den Klimawandel und die Zukunft unseres Planeten.
Eindrucksvoller Marsch für eine bessere Welt
In den Gesichtern war – wie auf den Plakaten – zu lesen: Wir gehen das jetzt an. Wir sind bereit, unser Leben zu ändern. Einer für alle, alle für die (Um-)Welt. Die Menschen in Hamburg scheinen tatsächlich ein großes, ein gemeinsames Thema gefunden zu haben. Etwas, für das nicht einzelne Gruppen demonstrieren, sondern am Ende alle: die Schüler, die das Ganze in Gang gebracht haben, ihre Eltern und Großeltern, Lehrer, Politiker, Künstler, Prominente (mein Favorit: Udo Lindenberg, der gut getarnt als „Undercover-Activist“ unterwegs war) und Normalos.
Das war ein eindrucksvoller, großer Marsch für eine bessere Welt. Wann hat es das zuletzt gegeben, dass sich so viele Menschen in Hamburg hinter einem Ziel versammelt haben? Die nicht nur gegen, sondern vor allem für etwas demonstrieren? Die zu Tausenden Plakate basteln, eines kreativer als das andere, die singen, trommeln, tanzen, ja, auch feiern.
Klimaschutz – es gibt keine Ausreden mehr
Hat es überhaupt schon mal so eine Demonstration von Aufbruch und Anpacken gegeben? Mich hat es gepackt, ich hatte Gänsehaut. Und ich habe als jemand, der nicht mehr 20 ist, aber auch noch nicht 80, eine tiefe Verantwortung gespürt: Wir müssen was tun. Es gibt keine Ausreden mehr.
Das wird vielen (oder doch nur einigen?) jetzt zu pathetisch sein, andere werden mahnen, dass man sich als Journalist mit einer Sache nicht gemein machen sollte, auch wenn sie noch so gut scheint. Ich glaube, wenn es um die Zukunft unserer Kinder geht, ist eine Ausnahme erlaubt, gern auch eine gewaltige.
Sollten mich meine Kinder in 20 Jahren fragen, was wir Erwachsenen damals im Jahr 2019 und folgende gegen den Klimawandel getan haben, dann will ich eine gute Antwort geben können.
Das wäre ein guter Schluss, aber es gibt noch etwas zu sagen: Bilder wie jene vom Freitag machen einen als Hamburger auch stolz – stolz auf diese Stadt und ihre Bürger, die wissen, wann man aufstehen und auf die Straße gehen muss. Danke.