Der HSV ist in der Debatte um die Identität seines Spielers moralischer Sieger, muss aber um seine Siege bangen.

Wer dachte, dass der Höhepunkt im Theater um Bakery Jatta schon längst erreicht war, der dachte falsch. Auch zwölf Tage nach der „Sport Bild“-Veröffentlichung, in der der HSV-Profi beschuldigt wurde, möglicherweise eine falsche Identität angenommen zu haben und in Wahrheit nicht 21, sondern 23 Jahre alt zu sein, vergeht kaum ein Tag ohne neuen Akt im Jatta-Drama. Am Sonntagabend wurde bekannt, dass wie Nürnberg nun auch Bochum Protest nach den Niederlagen gegen den HSV einlegt. Und am Montag verriet Karlsruhes Sportchef Oliver Kreuzer im Abendblatt-Podcast, dass auch der KSC einen Protest vorab prüfen werde. Und täglich grüßt das Jatta-Murmeltier.

Tatsächlich ist das Theater längst zur Tragödie mutiert. Denn: An der Ausgangslage hat sich auch durch die VfL- und KSC-Überlegungen nichts geändert. Noch immer gilt: Niemand darf als schuldig bezeichnet werden, solange nicht seine Schuld bewiesen ist. Das sieht sogar der Deutsche Fußball-Bund so, der am Montag verdeutlicht hat, dass die Beweislast nicht bei Jatta oder dem HSV liegt. Sondern bei den Clubs, die Protest eingelegt haben.

Kann der HSV also aufatmen? Nein! Denn je länger der DFB nicht zu einem eindeutigen Urteil kommt, desto größer wird beim HSV die Verunsicherung darüber, ob man den Gambier einsetzen darf. Besonders die Verlängerung der Frist für die Nürnberger, die bislang keinen Beweis erbringen konnten, wonach Jatta getäuscht hat, ist nicht zu erklären. Aus dem Fall Jatta ist längst ein Fall DFB geworden. Moralisch sind – solange das Gegenteil nicht bewiesen ist – Jatta und der HSV die Sieger dieser Posse. Ob sich der HSV aber auch weiter über die sportlichen Siege gegen Nürnberg und Bochum freuen darf, entscheidet alleine der DFB.

Bitte schön bald. Sehr bald.