Hamburg. Wird jetzt alles besser? Gelingt der Aufstieg? Die Hamburger Fans mögen träumen – der Club muss handeln.

Um 10.15 Uhr schritten die Hoffnungsträger am Mittwochmorgen im Volkspark die lange Treppe hinab. Lukas Hinterseer, Hamburgs neue Sturmhoffnung. Kapitän Aaron Hunt, dessen Muskulatur in dieser Saison hoffentlich halten wird. Stürmer Bobby Wood, der schon als hoffnungsloser Fall galt, nun aber doch eine neue Chance erhält.

Und schließlich kam dann ja noch der große Hoffnungsträger. Hecking. Dieter Hecking. Der neue HSV-Trainer. Der Mann, der bislang all seine Vereine wieder auf einen besseren Weg geführt hat. Wenn nicht er, wer dann?

Im Volkspark herrscht mal wieder das Prinzip Hoffnung. Der Club hat innerhalb weniger Wochen im sportlichen Bereich sein gesamtes Führungspersonal ausgetauscht. Ein neuer Chefcoach ist da. Ein neuer Sportvorstand. Zwei neue Co-Trainer. Ein neuer Torwarttrainer. Ein neuer Teammanager. Neues Personal, verbunden mit der Hoffnung, dass nun alles besser wird.

HSV braucht mehr als Hoffnung

Doch Hoffnung alleine durch neue Gesichter zu erzeugen wird nicht reichen. Schon gar nicht beim HSV, wo das H traditionell für Hoffnung steht. Die Bedeutung des Begriffs macht klar, warum der HSV sich nicht auf das H-Prinzip verlassen darf. Hoffnung wird allgemein beschrieben als positive Erwartung und Optimismus in Bezug auf das, was die Zukunft bringt. Die positive Erwartungshaltung, dass etwas Wünschenswertes eintritt. „Hoffend verhält sich der Mensch optimistisch zur Zeitlichkeit seiner Existenz“, heißt es.

Womit wir also wieder beim HSV und seinen Fans wären. Will der Club in dieser Saison die Hoffnungen seiner Fans nicht schon wieder enttäuschen und tatsächlich zu einem unverzichtbaren, existenziellen Teil der Bundesliga werden, muss er mehr tun, als zu hoffen. Er muss eine Leistungskultur schaffen, in der Neuzugänge endlich besser und nicht schlechter werden. Er muss seine Mitarbeiter gleichzeitig so behandeln, dass sie sich geschützt und nicht alleine gelassen fühlen.

Er muss die politischen Machtkämpfe innerhalb der Führungsgremien stoppen und die vielen Egoismen und Eitelkeiten ablegen, die den Verein immer wieder zerrütten. Er darf den Stolz auf seine Vergangenheit erhalten, muss aber aufhören, die Attitüde eines großen Clubs auszustrahlen, der eigentlich doch immer noch zu den großen Nummern in Deutschland gehört.

HSV-Führung muss neue Wege gehen

Nein, der HSV ist keine große Nummer mehr. Und das muss innerhalb des Vereins jedem klar sein. Denn seien wir mal ehrlich: Es ist doch derzeit viel wahrscheinlicher, dass Hinterseer beim HSV eine Torkrise bekommt, so wie viele Stürmer vor ihm. Dass Hunt spätestens im Herbst die erste Muskelfaser reißt. Dass Wood wenig Lust finden wird, sich ausgerechnet beim HSV wieder zu inte­grieren. Und dass am Ende auch Hecking am HSV scheitern wird.

Warum? Weil es in den vergangenen Jahren immer so lief. Besser könnte es für den HSV laufen, wenn er die Hoffnungstheorie von Charles Richard Snyder anwendet, der Hoffnung in den 80er-Jahren als Motivation beschreibt, sich an positive Ergebnisse zu binden. Als Prozess des Nachdenkens mit der Erwartung, dass man Wege findet, dieses Ziel zu erreichen.

Übertragen auf den HSV bedeutet diese Theorie, dass die Clubführung nicht einfach nur das Ziel des Aufstiegs formuliert, sondern neue Wege verfolgt, um dieses Ziel auch wirklich zu erreichen. Für die Fans wird vorerst aber nichts anderes übrig bleiben, als sich an das Prinzip Hoffnung zu klammern, dass in dieser Saison, mit diesen vielen neuen Gesichtern, doch endlich alles besser wird. Denn die Hoffnung, das wissen nicht nur die HSV-Fans, stirbt bekanntlich zuletzt.

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