Der Musikstadt-Effekt zeigt nun weitere Wirkung
Hinter die Jahrhundertaufgabe „Konzerthaus fertigbauen und eröffnen!“ konnte man vor einiger Zeit im Rathaus erleichtert einen Haken machen. Mit der angenehm überraschenden Comeback-Personalie Thomas Hengelbrock kann, wird, muss nun ein neues Kapitel in der langen, schmerzensreichen Geschichte der Musikstadtwerdung beginnen. Knapp ein Jahr nachdem der Dirigent seinen Taktstock beim NDR Elbphilharmonie Orchester im Streit hingeworfen hatte, ist er frohgemut wieder da. Für viele Künstler waren die örtlichen Abstoßungskräfte bislang oft stärker als die Anziehung; man kam, litt an den kulturpolitischen Mangelerscheinungen und ging lieber wieder, durchs Tor zur größeren, weiteren Welt.
Jetzt aber bringt Hengelbrock zwei Originalklang-Kollektive für mehrere raffiniert gestrickte Konzerte und Projekte nach Hamburg; bislang organisierten sie sich vor allem von Freiburg aus. Das Balthasar-Neumann-Ensemble und der gleichnamige Chor gelten als überaus kompetent für vieles, von Barock bis Gegenwart. Sie sind spezialisierter, wendiger und risikofreudiger als viele große Orchester. Sie bereichern die hiesige Musikszene durch eine enorm wichtige Klangfarbe, die es hier bislang so noch nicht gab. Und wer sich derart gut im Thema auskennt wie Hengelbrock, der weiß, wie viel Schönes zu tun sein könnte, angefangen bei der Belebung des entschlummerten Bewusstseins für die Blütezeit im Barock rund um die Gänsemarkt-Oper. Was jetzt noch nicht ist, könnte bald werden.
Dass die derzeit auf drei Jahre angelegte Finanzierung dieser Adoption durch das engagierte Zusammenspiel privater Mäzene mit Mitteln aus der städtischen Kultur- und Tourismustaxe organisiert wurde, darf gern weiter Schule machen. Hamburg wirkt. Das war nicht immer so, beileibe nicht.