Reinhard Grindel blieb keine andere Wahl als der sofortige Rückzug als DFB-Präsident.
Einige Stunden nach der Rücktrittserklärung von Reinhard Grindel strahlte die ARD am späten Abend die Aufzeichnung der „Hall of Fame“-Gala aus. Sofern er sich das wirklich antun wollte, konnte sich der 57-Jährige dabei betrachten, wie er bei seinem letzten Auftritt als DFB-Präsident auf der Fußballbühne sein Idol Uwe Seeler ehrte.
Nachdem öffentlich geworden war, dass Grindel eine Uhr im Wert von 6000 Euro angenommen und nicht beim DFB gemeldet hatte, blieb ihm keine andere Wahl als der sofortige Rückzug. Auch wenn er in seiner persönlichen Erklärung fast flehend um eine faire Beurteilung seiner Amtszeit bat und sich fassungslos ob seines Fehlers zeigte, so fragt man sich als Beobachter genauso fassungslos, wie ein so hochrangiger Funktionär – gerade bei der jüngeren DFB-Vergangenheit mit dem geplatzten Sommermärchen 2006 – so dumm handeln konnte.
Natürlich hat Grindel seit 2016 Pluspunkte gesammelt wie mit der Europameisterschafts-Kampagne 2024, und auch die Anliegen der Amateurclubs lagen ihm sichtlich am Herzen. Doch hängen bleiben wird vor allem, dass dem früheren Politiker häufig – ob bei Mesut Özil oder der Ausbootung des Bayern-Trios – der Instinkt fürs richtige Handeln abging. Ungeschickt tappte er als Fußballquereinsteiger, der von Anfang an argwöhnisch vom Profifußball-Lager beäugt wurde, regelmäßig in Fettnäpfchen.
Am Ende war Reinhard Grindel auch im Verband isoliert, seine Gegner vertrieben ihn gnadenlos mit dem Lancieren von belastendem Material. Dass er seine üppig dotierten Ämter in den internationalen Verbänden Uefa und Fifa fortführen möchte, kennt man von seinem Vorgänger Wolfgang Niersbach. Noch so eine Fehleinschätzung.