Doch an diesem Hamburger Brennpunkt muss noch mehr geschehen. Vorbild kann der Jungfernstieg sein.
Das wurde auch mal Zeit. Die Videoüberwachung des Hansaplatzes, ein Treffpunkt der Drogen- und Trinkerszene mit all den typischen Straftaten im Schlepptau, kommt. 16 Kameras werden installiert, um diesen verlotterten Brennpunkt im Herzen Hamburgs zu entschärfen. Ja, der Platz liegt mitten im Bahnhofsviertel. In vielen Großstädten sind diese Quartiere fast traditionell problematisch.
Eine Entschuldigung für die jahrelange Vogel-Strauß-Taktik der Stadt im Umgang mit dem Hansaplatz ist dies aber nicht. Viele Anwohner fühlen sich der zunehmend aggressiven Stimmung hilflos ausgeliefert.
Videoüberwachung ist umstritten, aber erfolgreich
Auch wenn der Einsatz von Videoüberwachung aus praktischen und datenschutzrechtlichen Erwägungen umstritten und seine Eignung als Beweismittel zweifelhaft ist, so kann er doch Erfolge aufweisen. Das zeigt ein Blick zum Jungfernstieg. Der Boulevard gilt als heißes Pflaster, immer wieder gab es dort alkoholgeschwängerte Prügeleien unter Jugendlichen. Die Polizei hat deshalb Anfang 2018 dort Kameras aufgestellt. Aus ihrer Sicht haben sich die Videokontrollen bewährt – vor allem weil sie den Beamten ermöglichen, bei sich anbahnenden Straftaten sehr frühzeitig einzuschreiten.
Natürlich bringen Videokontrollen allein nicht viel. Repression und Prävention müssen hier Hand in Hand gehen. Eine stärkere Polizei-Präsenz und regelmäßige Kontrollen der Task Force Drogen setzen die Szene bereits unter Druck. Ein Glasflaschenverbot ist überfällig, zumal im Vorjahr deutlich mehr Flaschen bei Straftaten benutzt wurden.
Der Bürgerverein St. Georg hat völlig recht, wenn er außerdem die Stärkung der sozialen Einrichtungen rund um den Platz und einen Trinkraum fordert. Es geht nicht darum, die Szene mit der Brechstange zu vertreiben. Es geht um praktikable Lösungen, die allen nützen.