Hamburg.

Vielleicht ist jetzt ja tatsächlich der richtige Zeitpunkt, um ein wenig zu träumen. Im Norden Hamburgs ist der erste große Schritt geschafft: Die A7 ist auf sechs Spuren verbreitert. Wer etwa dieser Tage mit dem Auto von Hamburg nach Kiel fährt, der kann sich zurücklehnen und weitgehend ungestört fahren – Autobahn im Idealzustand.

Also stellen wir uns vor, wir sind viel weiter – im Jahr 2028. Die A26 ist fertig, diese enorm sinnvolle Querspange im Süden von Hamburg. Stau auf der A1? Kein Problem, über die neue Autobahn lässt sich der Verkehr bequem auf die soeben auf acht Spuren verbreiterte A7 umlenken – oder eben andersherum, wenn es auf der A7 hakt.

Ganz Verwegene können sogar versuchen, von einer fertigen A20 zu träumen. Wer aus Dänemark oder aus Polen kommt und in den Süden will, der lässt das Hamburger Straßennetz künftig einfach links liegen. Er nimmt die Ostseeautobahn und unterquert die Elbe bei Glückstadt – das geht viel schneller.

Augen vor Verkehrsentwicklung z lange verschlossen

Das klingt doch gut, oder? Aber klar ist auch: Viel mehr als das wird es nicht mehr geben. Denn auch Autobahnbau ist endlich.

Ziemlich lange, viel zu lange hat die Politik die Augen verschlossen vor der Verkehrsentwicklung. Die letzte große Infrastrukturanstrengung liegt schon über 40 Jahre zurück. Damals, anfangs der 70er, entstanden in Hamburg der Elbtunnel und die A 7 in Schleswig-Holstein. Ein Aufbruch in neue Zeiten ­– dem ein Ausruhen folgte. Hier ein bisschen ausbessern, da ein bisschen ausbauen.

Wortreich beklagten die Nord-Politiker, dass zumeist aus Bayern stammende Bundesverkehrsminister viele Straßenbau-Millionen auf durchaus geschickte Weise in den Süden lenkten. Aber vielleicht war das sogar der einen oder anderen Partei im Norden ganz recht. Straßenbau ist schließlich stets auch mit Widerständen verbunden.

Am Ende zahlt sich Flickschusterei allerdings nicht aus. Immer mehr Autos sind unterwegs, was zu Staus führt. Der zunehmende Lkw-Verkehr ruiniert viele Straßen. Brücken halten wegen der wachsenden Belastung längst nicht so lange, wie die Ingenieure beim Bau errechnet haben. Die Rader Hochbrücke ist so ein Fall: Abriss nach nur rund 50 Jahren.

A7 – der Raum ist ausgeschöpft

Verkehrsplaner müssen heute in anderen Zeiträumen denken. Auf der A 7 zwischen Elbtunnel und Schnelsen ist das gut zu erkennen. Der Raum ist ausgeschöpft, ein weiterer Ausbau ist nicht mehr drin. Mit dem, was dort geschaffen wird, müssen wir nun auskommen. Im Hamburger Westen entsteht gewissermaßen eine Ewigkeitsautobahn. Auch in vielen anderen dicht bebauten Gegenden Deutschlands ist ein Mehr nicht mehr möglich. Und hat nicht der Verlust von Naturräumen die Grenze des Akzeptablen schon längst erreicht?

Die Konsequenz ist klar. Die stete Zunahme von Fahrzeugen auf den Straßen muss aufhören. Auch der Umstieg auf Elektroautos ändert an dieser Feststellung nichts. Der Platz für immer mehr Blechkisten ist einfach nicht mehr da – egal wie sie angetrieben werden. Das neue Autobahnnetz, das Hamburg gerade knüpft, verschafft uns nur ein bisschen Zeit. Zeit, um von den alten Mobilitätsformen loszukommen und neue zu entwickeln. Zum Beispiel so: Bahnverkehr ausbauen, Heim-Arbeitsplätze erleichtern, Kurz- und Kürzesttouren mit dem Auto erschweren.

Ein Traum? Ein Albtraum? Oder schon ziemlich bald Realität? In 50 Jahren sprechen wir uns wieder.