Hamburgs öffentliche Unternehmen genießen Vertrauen – das gilt es zu erhalten

Angesichts von Rekordbeschäftigung und großen Haushaltsüberschüssen reibt man sich zwar verwundert die Augen, aber dennoch lässt sich nicht leugnen: Wir leben in sehr unruhigen Zeiten. Die Globalisierung, der rasante technische Fortschritt, steigende Mieten, Migration oder die Tatsache, das selbst große Industrienationen von Menschen mit äußerst zweifelhaften Leumund geführt werden – es gibt viele Faktoren, die die Bürger verunsichern.

Der Autor ist Abendblatt-Reporter des Ressorts Landespolitik
Der Autor ist Abendblatt-Reporter des Ressorts Landespolitik © HA | Klaus Bodig

Einer davon ist das Gebaren großer Unternehmen. Finanzinstitute zocken den Staat mit Cum-Ex-Deals ab, und unsere Autokonzerne, einst Stolz der Nation, drehen uns manipulierte Dreckschleudern an und drücken sich darum, für den Schaden aufzukommen.

Öffentliche Unternehmen genießen dagegen noch deutlich mehr Vertrauen, zumal in Hamburg. Das Wasser ist sauber, die Stadtreinigung zuverlässig, die U-Bahnen meist pünktlich, die Theater erfolgreich, die Saga-Wohnungen gut und günstig.

Das Vertrauen der Bürger in diese Institutionen zu erhalten, ist aus Sicht der Politik von großer Bedeutung. Und ein wichtiger Faktor dafür sind die Gehälter der Chefetagen. Es wird nicht jedem Betroffenen gefallen haben, dass der Senat diese seit einigen Jahre veröffentlicht. Aber es schafft Transparenz, und Transparenz schafft Vertrauen. Wir wissen seitdem zwar, dass die Geschäftsführer in städtischen Firmen größtenteils gut verdienen und tratschen gern über diesen oder jenen Vorstand. Aber wir haben auch die Gewissheit, dass Hamburg seinen Managern keine obszönen Gehälter zahlt wie das in Teilen der Privatwirtschaft der Fall ist, wo die Vorstände der Dax-Unternehmen im Durchschnitt das 71-fache (!) ihrer Mitarbeiter verdienen.

Dennoch tat die Bürgerschaft gut daran, auf rot-grüne Initiative den Senat aufzufordern, noch klarere Regeln einzuführen, um ein weiteres Ausein­anderklaffen der Gehälter zu unterbinden. Denn während die Führungsetagen in den öffentlichen Unternehmen von 2000 bis 2012 ihre Einkommen um 78 Prozent steigern konnten, hatten normale Arbeitnehmer durchschnittlich nur 29 Prozent mehr im Portemonnaie. Das ist ungerecht und schürt die Unruhe nur weiter.

Dass der Senat nun mit ersten Maßnahmen bei der Altersversorgung und einer „Dämpfung“ der Gehaltsanstiege gegensteuert, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und der erstmals aufgestellte Vergleich von Durchschnittsgehältern der Mitarbeiter mit denen der Geschäftsführungen schafft weitere Transparenz. Allerdings müssen die Ergebnisse jetzt auch diskutiert und Konsequenzen gezogen werden.

In den allermeisten städtischen Unternehmen erhalten die Chefs das Zwei- bis Fünffache ihrer Mitarbeiter – das erscheint vertretbar. Mehr Arbeit und höhere Verantwortung müssen auch vergütet werden. Aber das Neunfache, wie am Flughafen? Oder mehr als das Zehnfache, wie bei der HHLA? Das ist diskutabel. Die Politik sollte darüber nachdenken, ob sie nicht doch einen Deckel einzieht, etwa 1:7 oder 1:8.

Personalberater mögen das naiv finden und betonen, dass man den Branchenvergleich heranziehen muss. Das ist natürlich auch ein Faktor. Aber Hamburg selbst hat gezeigt, dass es anders geht: Bei der HSH Nordbank wurden in der Finanzkrise die Vorstandsgehälter auf 500.000 Euro begrenzt. Groß war damals das Gejammer in der Bank, dass man dafür keine guten Leute bekomme. Von wegen! Wenn alle HSH-Vorstände so gut gearbeitet hätten wie der jetzige mit den gedeckelten Bezügen, hätte die Bank uns vielleicht nicht Milliarden gekostet.