Hamburg.

Wer mitunter am Guten im Menschen zweifelt, dem sei ein Blick auf die Homepage von Airbnb empfohlen. Auf der Seite des weltweit bedeutendsten Vermittlungsportals von Wohnungen an Tages- oder Wochengäste werkelt eine Londonerin namens Kamie in Küche und Garten und verrät, wie sehr ihr die Rolle als Gastgeberin für Touristen gefällt: „Ich habe manchmal nach nur einen Tag das Gefühl, sie schon sehr lange zu kennen.“ Sie habe Freunde auf der ganzen Welt gewonnen.

Gäste aller Nationen, Weltanschauungen und Religionen zu beherbergen – wer kann gerade in Zeiten der trumpschen „America First“-Ideologie und des wachsenden Einflusses von national denkenden Bewegungen in Europa etwas dagegen haben?

Plattformen wie Airbnb nutzen das geschickt. Wie in den sozialen Netzwerken ist man sofort beim virtuellen Du. Dem potenziellen Gastgeber, dessen Vermieter die Erlaubnis für eine Untervermietung verweigert, rät das Unternehmen: „Du kannst versuchen, seine Sorgen anzusprechen, ihm zu helfen, Airbnb besser zu verstehen.“

Bei solchem Wortgeklingel kann schnell übersehen werden, dass Airbnb wie andere Portale in allererster Linie Geld verdienen will. Wenn eine Bank wie JP Morgan sich mit einer Milliarde Dollar engagiert, geschieht dies sicher nicht zum Zwecke der Völkerverständigung, sondern renditegetrieben. Dies ist keineswegs negativ gemeint – das Streben nach Gewinn gehört zur Marktwirtschaft.

Kontrollen laufen fast immer ins Leere

Nur bedeutet dies im Umkehrschluss eben auch, dass der Gesetzgeber klare Regeln setzen muss, um offenkundigen Missbrauch zu bekämpfen. In einer Stadt, in der Wohnungen so stark gefragt sind wie in Hamburg, kann es nicht sein, dass Wohnraum dauerhaft an Tagesgäste vermietet wird, weil dies viel lukrativer ist. Kon­trollen laufen derzeit fast immer ins Leere. Der Gastgeber lässt sich kaum in die Bücher schauen, die Plattformen berufen sich auf den Datenschutz.

Peter Wenig beschäftigt sich für das Hamburger Abendblatt mit Stadtentwicklung
Peter Wenig beschäftigt sich für das Hamburger Abendblatt mit Stadtentwicklung © HA / A.Laible | Andreas Laible

Ab Januar muss nun ein möglicher Gastgeber eine Registrierungsnummer beim zuständigen Bezirksamt beantragen, diese Nummer muss in jedem Inserat genannt werden. Dies mag bürokratisch klingen, ist aber der einzige Weg, um endlich so etwas wie Transparenz auf diesem undurchsichtigen Markt zu schaffen.

Dies ist aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen werden schwarze Schafe, die ihre Wohnung über Monate illegal vermieten, endlich erwischt. Zum anderen wird der Abgleich mit der Finanzbehörde dazu beitragen, dass die Einkünfte korrekt versteuert werden – noch verschweigen viele ihre Einnahmen gegenüber dem Fiskus.

Airbnb sollte mit der Stadt kooperieren

Ganz nebenbei wird die Registrierung auch dafür sorgen, dass sich ein Mieter es künftig dreimal überlegen wird, ob er mit seiner Wohnung ohne Erlaubnis des Eigentümers Kasse macht. Genossenschaften beklagen seit Jahren, dass Mieter ihren günstigen Wohnraum meistbietend verscherbeln.

Die Plattformen wären gut beraten, mit der Stadt eng zu kooperieren. Dazu gehört auch, Klagen von Nachbarn ernst zu nehmen, die es nervt, wenn in der Wohnung nebenan ständig Fremde logieren – vom ständigen Rollkoffer-Gepolter auf der Treppe bis zu nächtlichen Partys ganz abgesehen.

Wie sich die Stimmung in touristischen Metropolen drehen kann, zeigt das Beispiel Barcelona, wo die Proteste der Einheimischen sogar in Gewalt eskalieren. Noch heißt die weitaus überwiegende Zahl der Hamburger Touristen herzlich willkommen. Dass dies so bleibt, liegt nun auch in den Händen von Airbnb & Co.