Eine hochwertige innerstädtische Sport- und Freizeitanlage bleibt ein lebenswerter Farbtupfer in einer wachsenden Großstadt.

Eine Stadt, die in ihrem Herzen einen großen See und nicht minder zentral einen breiten Fluss mit einigem Stolz einen topografischen Segen nennt, darf sich glücklich schätzen. Es sollte schließlich selbst den gierigsten Immobilienmogulen schwerfallen, hieran Substanzielles zu ändern. Anders verhält es sich mit einem Filetgrundstück im Stadtteil Harvestehude, das als Rothenbaum in die Sportgeschichte eingegangen ist. Hier wurde seit 1924 Deutschlands wichtigstes Tennisturnier gespielt, bis vor zehn Jahren eines der bedeutendsten der Welt.

Hamburg droht Alleinstellungsmerkmal aufzugeben

Dieses Areal scheint im Gegensatz zu Alster und Elbe nicht unantastbar. Der Erbbauvertrag des dortigen renommierten Tennis- und Hockeyvereins Club an der Alster endet im Jahr 2049. Und viele Menschen in der Stadt halten es heute für einen Luxus angesichts bestehender Wohnungsnot, eine derart prächtige Lage dem Sport zu überlassen.

Es zeichnet Hamburg aber bislang aus, ähnlichen Begehrlichkeiten widerstanden zu haben – wenn auch die bauliche Verdichtung der Stadt immer mehr Grünflächen und Bäume frisst. Hamburg droht dabei eines seiner Alleinstellungsmerkmale im Vergleich mit anderen Metropolen aufzugeben. Ein gefährliches, weil kurzsichtiges Vorgehen, dem der Senat Einhalt gebieten sollte.

Also: Hände weg vom Rothenbaum! Eine hochwertige innerstädtische Sport- und Freizeitanlage bleibt ein lebenswerter Farbtupfer in einer wachsenden Großstadt, in der sich Beton und Glas derzeit fast ungebremst ausbreiten dürfen. Und Sport ist ein Standortfaktor. Selbst Londons Bürgermeister Sadiq Khan, mit touristischen Sehenswürdigkeiten und einem Königshaus gesegnet, will in den kommenden Jahren seine Stadt mit noch mehr Sportveranstaltungen und Stadien weltweit zu noch größerer Anziehungskraft verhelfen. Im Verhältnis zu seinen Ambitionen erscheinen die Diskussionen um die Zukunft des Rothenbaums eine Petitesse.

Dennoch besteht Handlungsbedarf. Mit dem Projekt „Alster 2020“ hatte der Club vor zwei Jahren eine zukunftsfähige Lösung präsentiert: Abriss des mit 13.200 Plätzen überdimensionierten alten Tennisstadions, Neubau einer Multifunktionsarena für 7500 Besucher, dazu ein kleines Hockeystadion und ein Nachwuchsleistungszentrum an der Hallerstraße. Diese Pläne sind vorerst vom Tisch, weil sie sich in der Mitgliedschaft offenbar nicht durchsetzen lassen, ein Investor fehlt und, entscheidend, der Deutsche Tennisbund (DTB) jetzt sein Veto gegen den Abriss des Stadions einlegte.

Preis für den Steuerzahler ist zu hoch

Dass der finanziell klamme DTB nun die Stadt auffordert, das renovierungsbedürftige Stadion instand zu setzen, was laut bestehender Vertragssituation einzig und allein Aufgabe des Verbands wäre, und ansonsten mit dem Abzug des Herrentennisturniers spielt, dürfte bei Sportsenator Andy Grote wenig Verständnis wecken. Und womit droht der DTB überhaupt? Dass er ein drittklassiges Turnier mit zuletzt viertklassiger Besetzung anderswo ausrichten will. Bitte schön!

Der DTB könnte seine Verhandlungsposition stärken, indem er seine Hausaufgaben macht. Dass die Stadt in ein marodes Stadion, das ihr nicht gehört, investiert, scheint allenfalls denkbar, wenn der Turniertermin aus den Sommerferien verlegt und ein weit besseres Teilnehmerfeld garantiert wird – und das anvisierte Damenturnier nicht nur „Tetje mit de Utsichten“ ist, sondern auch im Kalender steht. Die Stadt, da muss sie niemand belehren, weiß um die Bedeutung des Rothenbaums. Nur: Der Preis muss stimmen – bisher ist er für den Steuerzahler zu hoch.