Uni braucht nun konkretes Sanierungsprogramm

Präsident Dieter Lenzen fand drastische Worte, als er seine Hochschule 2014 angesichts ihres teils desaströsen baulichen Zustands mit „Ruinen, die sich hier Universität nennen“ umschrieb. Wie groß der Sanierungsstau tatsächlich ist, weiß man seit gestern genau: Laut Gutachten ist eine halbe Milliarde Euro nötig, um angemessene Studien- und Forschungsbedingungen zu schaffen. Während Gebäude wie beispielsweise das Rechtshaus in gutem Zustand sind, muss etwa beim Audimax und am Martin-Luther-King-Platz dringend saniert werden – auch wenn dort nur vereinzelt wirklich Ruinen stehen.

Insa Gall leitet die Hamburg-Redaktion des Abendblatts
Insa Gall leitet die Hamburg-Redaktion des Abendblatts © HA | Marcelo Hernandez

Gut, dass jetzt Klarheit darüber besteht, wie groß die Herausforderung ist: Es handelt sich um eine Dekadenaufgabe. Aber vier Jahre nach Lenzens Brandrede angesichts tropfender Dächer und kaum noch zu nutzender Gebäude muss nun nicht nur begutachtet, sondern auch gehandelt werden. Zwar sind einige Modernisierungsvorhaben, am Philosophenturm oder Geomatikum etwa, bereits in Arbeit. Aber von einem umfassenden Investitionsprogramm für die kommenden 20 Jahre war gestern konkret keine Rede. Das muss nun schleunigst auf den Weg gebracht werden. Es wäre übrigens ein schönes Geschenk zum 100. Geburtstag der Universität im kommenden Jahr.

Lange genoss Wissenschaft im SPD-geführten Senat keine große Priorität – das hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Die grüne Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank kann hoffen, beim neuen Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) mit ihren Wünschen auf offene Ohren zu stoßen. Der nannte bei den Investitionen in die wachsende Stadt am Dienstag ausdrücklich die Wissenschaft. Das ist klug: Eine leistungsfähige, international konkurrenzfähige Wissenschaftslandschaft hilft, die Zukunft der Hansestadt zu sichern.