Zu wenige Beamte: Die Stadt hat am falschen Ende gespart

Nein, kein Hamburger muss Angst haben, dass die Polizei nicht kommt, wenn er die 110 wählt, weil er Opfer eines Raubüberfalls oder einer Gewalttat geworden ist. Dass er etwas länger warten muss, wenn es einen kleineren Blechschaden aufzunehmen gilt – geschenkt. Viel mehr Gedanken sollten sich die Bürger über die Versehrtheit ihrer Polizisten machen. Sätze wie „Die Polizei ist am Ende“ oder „Die Grenze der Belastbarkeit ist erreicht“ ließen sich leicht als Gewerkschaftsgeklingel oder immer gleiches „mimimimi“ abtun.

Wenn sie nur nicht so wahr wären.

Hunderte nicht besetzte Streifenwagen, mehr als eine Million Überstunden und ein erhöhter Krankenstand sind nur Symptome einer andauernden Belastung, die einhergeht mit einem jahrelangen Sparen am falschen Ende. Während weniger Junge eingestellt wurden, braute sich ein Ruhestands-Tsunami zusammen. Mit der Folge, dass die Personaldecke, auch an den Wachen, immer dünner wurde. Zwar hat der Senat vor zwei Jahren das Ruder herumgerissen und eine Einstellungsoffensive gestartet. Doch bis sie wirkt, müssen die Polizisten ausbaden, was die Politik verbockt hat.

Stellentechnisch wurschtelt man sich so durch. Das ständige Löcherstopfen löst aber das Problem nicht. Ein dickes personelles Plus ist deshalb alternativlos. Um bis 2022 mindestens 300 Beamte mehr in den Dienst zu bringen, als durch Pensionierungen ausscheiden, muss die Polizei ein noch attraktiverer Arbeitgeber werden als bisher. Schon jetzt beenden 15 Prozent der Anfänger im mittleren Dienst ihre Ausbildung nicht – ein alarmierendes Signal. In anderen Bundesländern verdienen sie mitunter mehr. Hamburg darf nicht schon wieder am falschen Ende sparen.