Warum es richtig ist, dass sich der Wahl-Hamburger gegen einen Rückkampf gegen Anthony Joshua entschied.

Noch einmal hätte Wladimir Klitschko ganz groß Kasse machen können. Bereits bei seiner Niederlage gegen Anthony Joshua im April im Londoner Wembley-Stadion vor 90.000 Zuschauern lag die Gage für den Box-Champ bei 20 Millionen Euro. Es war ein Kampf, der in die Geschichte des Profiboxens eingehen wird. Ein Fight, den niemand, der ihn live oder im TV verfolgen konnte, vergessen wird. Mit 41 Jahren präsentierte sich Klitschko in großartiger Form, schickte seinen Kontrahenten sogar zu Boden.

Umso verlockender muss der Gedanke einer Revanche gewesen sein. Für Klitschko, für sein Management, für seine Millionen Fans. Dass sich der entthronte Weltmeister dennoch gegen den Lockruf des Geldes entschied, spricht mehr für ihn als jeder seiner großen Siege.

Klitschko hätte mehr verlieren als gewinnen können

Denn „Dr. Eisenfaust“, wie der promovierte Sportwissenschaftler gern genannt wird, hätte bei einem Rückkampf deutlich mehr verlieren als gewinnen können. Sicher, die Hoffnung auf eine Überraschung gibt es immer, erst recht im Boxsport. Sehr viel wahrscheinlicher wäre jedoch gewesen, dass Joshua den Kampf deutlicher dominiert hätte - mit klaren Risiken für Klitschkos Gesundheit.

HA Redakteure ; Peter Wenig
HA Redakteure ; Peter Wenig © HA | Andreas Laible

Natürlich ist es immer bitter, mit einer Niederlage die Karriere zu beenden. Aber dieser Kampf im Wembleystadion war einer Box-Legende würdig. Zudem kann Klitschko mit dem Wissen abtreten, dass er einen würdigen Nachfolger gefunden hat. Der britische Modellathlet Joshua macht auch außerhalb des Boxrings eine ausgezeichnete Figur.

Mehr Zeit für ehrenamtliche Aufgaben

Klitschko wird sich in Zukunft nicht langweilen, seine Unternehmer-Karriere abseits seines Sports hat er in vergangenen Jahren schon weit vorangetrieben. Künftig wird er auch für seine ehrenamtlichen Aufgaben mehr Zeit haben. Als Publikumsmagnet wird der Wahl-Hamburger seiner Sportart fehlen, erst recht in Deutschland. Aber es bleibt die Erinnerung an einen großen Sportsmann.

Die größten Kämpfe von Wladimir Klitschko

Die größten Kämpfe von Wladimir Klitschko

69 Kämpfe, 64 Siege. Von Oktober 2000 bis März 2003 und dann noch einmal von April 2006 bis November 2015 Weltmeister im Schwergewicht. Die Profikarriere von Wladimir Klitschko (41), die nach dem Olympiasieg 1996 in Atlanta begann, hatte viele Höhe- und einige Tiefpunkte. Eine kurze Zeitreise durch 21 Jahre Boxgeschichte.
69 Kämpfe, 64 Siege. Von Oktober 2000 bis März 2003 und dann noch einmal von April 2006 bis November 2015 Weltmeister im Schwergewicht. Die Profikarriere von Wladimir Klitschko (41), die nach dem Olympiasieg 1996 in Atlanta begann, hatte viele Höhe- und einige Tiefpunkte. Eine kurze Zeitreise durch 21 Jahre Boxgeschichte. © imago/Eibner
16. November 1996: In der Sporthalle Wandsbek bestreitet Klitschko gegen Fabian Meza sein Profidebüt. Nach 95 Sekunden ist der Mexikaner k.o. und der Einstieg geschafft.
16. November 1996: In der Sporthalle Wandsbek bestreitet Klitschko gegen Fabian Meza sein Profidebüt. Nach 95 Sekunden ist der Mexikaner k.o. und der Einstieg geschafft. © Witters/WilfriedWitters
5. Dezember 1998: Nach 24 Siegen in Folge der Schock. Klitschko verliert in Kiew gegen den US-Amerikaner Ross Puritty durch Aufgabe in Runde elf, weil er sich vor heimischem Publikum völlig überanstrengt hat.
5. Dezember 1998: Nach 24 Siegen in Folge der Schock. Klitschko verliert in Kiew gegen den US-Amerikaner Ross Puritty durch Aufgabe in Runde elf, weil er sich vor heimischem Publikum völlig überanstrengt hat. © imago/Uwe Kraft
25. September 1999: Der erste große Titel. In der Köln-Arena besiegt Klitschko den deutschen Star Axel Schulz durch technischen K.o. in Runde acht und ist Europameister. Beim Walk-in wird der Außenseiter ausgebuht, nach dem Kampf lautstark gefeiert.
25. September 1999: Der erste große Titel. In der Köln-Arena besiegt Klitschko den deutschen Star Axel Schulz durch technischen K.o. in Runde acht und ist Europameister. Beim Walk-in wird der Außenseiter ausgebuht, nach dem Kampf lautstark gefeiert. © imago/Uwe Kraft
14. Oktober 2000: Die Rache des Bruders gelingt. Klitschko schafft in Köln einen Punktsieg gegen den US-Amerikaner Chris Byrd, der ein halbes Jahr zuvor seinem Bruder Vitali den WBO-WM-Titel entrissen hatte, und ist zum ersten Mal Weltmeister.
14. Oktober 2000: Die Rache des Bruders gelingt. Klitschko schafft in Köln einen Punktsieg gegen den US-Amerikaner Chris Byrd, der ein halbes Jahr zuvor seinem Bruder Vitali den WBO-WM-Titel entrissen hatte, und ist zum ersten Mal Weltmeister. © imago/Uwe Kraft
8. März 2003: Nach fünf erfolgreichen Titelverteidigungen verliert Klitschko in Hannover völlig überraschend gegen den Südafrikaner Corrie Sanders. Nach vier Niederschlägen und nicht einmal dreieinhalb Minuten Kampfdauer ist er seinen WM-Titel los. Ein Jahr später gelingt Bruder Vitali Klitschko die Revanche gegen Sanders
8. März 2003: Nach fünf erfolgreichen Titelverteidigungen verliert Klitschko in Hannover völlig überraschend gegen den Südafrikaner Corrie Sanders. Nach vier Niederschlägen und nicht einmal dreieinhalb Minuten Kampfdauer ist er seinen WM-Titel los. Ein Jahr später gelingt Bruder Vitali Klitschko die Revanche gegen Sanders © imago/Moritz Müller
10. April 2004: Die geplante Rückkehr auf den Thron wird zur schlimmsten Niederlage seiner Karriere. In Las Vegas muss ein völlig ausgepumpter Klitschko im Duell um den vakanten WBO-Titel gegen Lamon Brewster (USA) nach Runde fünf aufgeben. Bis heute sind die Umstände, die zum totalen Zusammenbruch führten, ungeklärt.
10. April 2004: Die geplante Rückkehr auf den Thron wird zur schlimmsten Niederlage seiner Karriere. In Las Vegas muss ein völlig ausgepumpter Klitschko im Duell um den vakanten WBO-Titel gegen Lamon Brewster (USA) nach Runde fünf aufgeben. Bis heute sind die Umstände, die zum totalen Zusammenbruch führten, ungeklärt. © imago/T-F-Foto
24. September 2005: Der Tag, der den Wendepunkt in Klitschkos Karriere markiert. In Atlantic City muss der Ukrainer gegen Samuel Peter (USA) zwar viermal zu Boden, siegt jedoch nach Punkten und erkämpft sich dadurch einen neue WM-Chance.
24. September 2005: Der Tag, der den Wendepunkt in Klitschkos Karriere markiert. In Atlantic City muss der Ukrainer gegen Samuel Peter (USA) zwar viermal zu Boden, siegt jedoch nach Punkten und erkämpft sich dadurch einen neue WM-Chance. © picture-alliance/ dpa/dpaweb
22. April 2006: In Mannheim besiegt Klitschko Chris Byrd, der damals den IBF-Titel hielt, erneut. Der technische K.-o.-Sieg in Runde sieben wird zur triumphalen Rückkehr an die Spitze.
22. April 2006: In Mannheim besiegt Klitschko Chris Byrd, der damals den IBF-Titel hielt, erneut. Der technische K.-o.-Sieg in Runde sieben wird zur triumphalen Rückkehr an die Spitze. © imago/Contrast
23. Februar 2008: Zum ersten Titelvereinigungskampf reist Klitschko nach New York und holt sich in einem absolut langweiligen Duell mit dem Russen Sultan Ibragimow den WBO-Titel zurück.
23. Februar 2008: Zum ersten Titelvereinigungskampf reist Klitschko nach New York und holt sich in einem absolut langweiligen Duell mit dem Russen Sultan Ibragimow den WBO-Titel zurück. © imago/UPI Photo
20. Juni 2009: Zum ersten Mal in sei-ner Karriere bestreitet Klitschko ei-nen Kampf im Fußballstadion. 61.000 Fans in der Arena auf Schalke sehen den Abbruchsieg gegen den Usbeken Ruslan Chagaev vom Hamburger Universum-Stall.
20. Juni 2009: Zum ersten Mal in sei-ner Karriere bestreitet Klitschko ei-nen Kampf im Fußballstadion. 61.000 Fans in der Arena auf Schalke sehen den Abbruchsieg gegen den Usbeken Ruslan Chagaev vom Hamburger Universum-Stall. © imago/Marianne Müller
2. Juli 2011: Der als „Megakampf“ an-gekündigte Showdown mit WBA-Superchampion David Haye (England) gerät im Hamburger Volksparkstadion zur Farce. Haye läuft ab Runde vier nur vor Klitschko davon und erklärt nach seiner Punktniederlage, der Bruch seines kleinen Zehs habe ihn sehr behindert.
2. Juli 2011: Der als „Megakampf“ an-gekündigte Showdown mit WBA-Superchampion David Haye (England) gerät im Hamburger Volksparkstadion zur Farce. Haye läuft ab Runde vier nur vor Klitschko davon und erklärt nach seiner Punktniederlage, der Bruch seines kleinen Zehs habe ihn sehr behindert. © imago/Sven Simon
28. November 2015: Mehr als elf Jahre hatte Klitschko nicht verloren, dann kam Tyson Fury. Der Brite entnervt den Dreifachchampion in Düsseldorf mit seinem unorthodoxen Kampfstil und gewinnt etwas zu hoch, aber verdient nach Punkten. Das mehrfach angesetzte Rematch kommt wegen Furys psychischer Erkrankungen nicht zustande.
28. November 2015: Mehr als elf Jahre hatte Klitschko nicht verloren, dann kam Tyson Fury. Der Brite entnervt den Dreifachchampion in Düsseldorf mit seinem unorthodoxen Kampfstil und gewinnt etwas zu hoch, aber verdient nach Punkten. Das mehrfach angesetzte Rematch kommt wegen Furys psychischer Erkrankungen nicht zustande. © imago/Norbert Schmidt
29. April 2017: Das Beste zum Schluss. In einem unglaublich intensiven Duell wird Klitschko vor 90.000 begeisterten Fans im Londoner Wembleystadion von IBF-Weltmeister Anthony Joshua (England) in Runde elf ausgeknockt. In Runde fünf stand er nach einem schweren Niederschlag bereits vor dem K.o., hatte dann aber seinerseits Joshua in Runde sechs am Boden.
29. April 2017: Das Beste zum Schluss. In einem unglaublich intensiven Duell wird Klitschko vor 90.000 begeisterten Fans im Londoner Wembleystadion von IBF-Weltmeister Anthony Joshua (England) in Runde elf ausgeknockt. In Runde fünf stand er nach einem schweren Niederschlag bereits vor dem K.o., hatte dann aber seinerseits Joshua in Runde sechs am Boden. © imago/PanoramiC
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