Nicht „Müssen wir uns Sorgen machen?“, sondern „Dürfen wir uns Sorgen machen?“ lautet hier die Frage. Feiner Unterschied. Es geht eben nicht um Panikmache, sondern um den Wunsch nach Respekt. Es ist richtig und vernünftig, wenn Politik, Medien und Polizei über reales Risiko aufklären. Es ist auch richtig und mehr als vernünftig, Angst nicht den Alltag bestimmen zu lassen. Es ist richtig und nötig, für Mut und gelebte Freiheit offensiv zu werben. Es ist aber falsch, das mit einer hochmütigen Anspruchshaltung zu verknüpfen.

„Ist Mutigsein jetzt Bürgerpflicht?“, hat Frank Plasberg in seiner letzten Sendung gefragt. Und wahrscheinlich müsste die Antwort darauf tatsächlich lauten: Ja! Wenn nicht jetzt mutig sein – wann dann? Wenn nicht jetzt der Welt trotzig zeigen, dass wir uns in unserer Freiheit nicht einschränken lassen wollen – wann dann? Aber Mut und Sorge widersprechen sich nicht. Im Gegenteil: Wer mutig ist, ist nicht gleichgültig. Der macht sich Gedanken. Und Sorge ist noch keine Hysterie. Zu behaupten, es sei unsouverän, gar „typisch Hamburger Kleingeist“, wenn man sich sorgt, finde ich – bei diesem Thema – überheblich.

Angst vor dem G20-Gipfel? Mehr Gelassenheit, bitte!

Schon immer waren politische Großevents wie G7- oder G20-Gipfel Hochsicherheitsveranstaltungen. Man hatte mit Demonstrationen und militanten Aktionen zu rechnen, es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen zwischen Gipfel-Gegnern und Polizei. Klar: Je mehr Menschen für ihre Anliegen friedlich protestieren, desto kleiner wird der Anteil jener, die Hass und Zerstörungswut treibt. Dass dieser Gipfel aber in eine Zeit fällt, in der europäische Metropolen zusätzlich regelmäßig Schauplatz von Terrorangriffen werden, die das persönliche Sicherheitsempfinden erschüttern, macht es nicht leichter, eine Bedrohungslage auszublenden.

Hinzu kommt ein weiterer Punkt: Dass große Hamburger Unternehmen wie Beiersdorf ihre Mitarbeiter ermutigen, in Homeoffices zu arbeiten, ist weder Panikmache noch Symbol der völligen Preisgabe all unserer Gelassenheit – ebenso wenig wie die Entscheidung einiger, die Innenstadt für ein verlängertes Wochenende zu verlassen. Es ist, denkt man an die zu erwartenden Verkehrsbehinderungen, schlicht Pragmatismus. Von mir aus auch, wenn es denn an dieser Stelle zwingend eine hanseatische Tugend sein soll, norddeutscher Pragmatismus.