Überraschend langweilig: So bewertet die stellvertretende Leiterin des Hamburg-Ressorts den neuen Gebäudekomplex.

Das ist er jetzt? Der große Wurf, auf den wir alle so lange gewartet haben? Das soll das neue schöne Eingangstor zur Stadt werden? Das kann ja wohl nicht wahr sein, war der erste Gedanke beim Blick auf den Siegerentwurf. Ein dunkelroter langweiliger Backsteinriegel soll die vier grauen tristen denkmalgeschützten Klötze des City-Hofes ersetzen? Wo bitte verbessert sich hier das Eingangsbild in die City?

Genau das hat sich der scheidende Oberbaudirektor Jörn Walter gewünscht – und damit seit Jahr und Tag den Abriss der Hochhäuser aus den 1950er-Jahren gutgeheißen. Bestenfalls ist der Siegerentwurf anbiedernd an die Umgebung, aber eigentlich ist er nur langweilig. Deutlich unspektakulärer als das Welterbe rundherum.

Die ungewisse Zukunft der City-Hochhäuser hat die Stadt schon vor Jahren in Wallung gebracht. Seit die Verkaufspläne bekannt geworden sind, wird leidenschaftlich über Abriss oder Erhalt der Bürotürme, über den Stellenwert von Denkmalschutz in Hamburg diskutiert.

Warum erklärte Hamburg die City-Hochhäuser 2013 erneut zum Denkmal?

Auch innerhalb des rot-grünen Senats war man darüber uneins. Die verstorbene Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) war bekanntermaßen gegen einen Abriss des Klosterwall-Areals und setzte sich – wenn auch vergeblich – für den Erhalt des City-Hofes ein. Als fachlich für die historische Bausubstanz verantwortliche Politikerin musste sie das auch. Finanzsenator Peter Tschentscher und Bürgermeister Olaf Scholz (beide SPD) setzten sich darüber hinweg – und durch. Der Verkauf wurde besiegelt.

Die Kritiker des geplanten Abrisses haben stets argumentiert, hübsch oder hässlich seien keine Kategorien im Denkmalschutz. Die Optik aber ist zumindest für Hamburgs obersten Stadtgestalter, Jörn Walter, von Bedeutung. Er sah den Denkmalschutz weniger dogmatisch und vertrat immer die Ansicht, der Abriss sei eine große Chance, das Eingangsbild der Stadt zum Guten zu verändern. Allerdings ist ein 190 Meter breiter Block, der vier hohe Klötze ersetzt, dazu nicht geeignet.

Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg- Ressorts
Die Autorin ist stellvertretende Leiterin des Hamburg- Ressorts © HA / Andreas Laible

Der Siegerentwurf hat gewonnen, weil er den Forderungen der Welterbe-Kommission nach einer Neuinterpretation von Hamburgs Speicherstadt und Kontorhausviertel nachkommt. Die Kommission hatte gedroht, Hamburg könnte sonst seinen Welterbestatus verlieren. An dieser Stelle muss man noch einmal fragen, was die Stadt geritten hat, die schon damals maroden City-Hochhäuser 2013 noch zum Denkmal zu erklären – im Jahr danach hatte Hamburg den Welterbeantrag gestellt.

Neuer Komplex wird keine Achtung erfahren

Wer bereit ist, den Denkmalschutz zu opfern, muss gute Gründe haben. Fehlende Wirtschaftlichkeit einer Sanierung kann dazu zählen oder auch ein spektakulärer Neubau. Es muss ja nicht gleich ein Solitär vom Rang einer Elbphilharmonie sein, aber mehr als einen Riegel, der genauso an jeder beliebigen Einfallstraße stehen könnte, hätte man erwartet. Walter sieht das anders: „Es ist eine große Chance für Hamburg, mit diesem durchdachten Entwurf einen noblen Eingang in seine Innenstadt zu erhalten, der die Perlen Chilehaus und Sprinkenhof nicht zu übertrumpfen versucht“, lobt er.

Wenn es keine Beeinträchtigungen für die Perlen geben soll, gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Man muss die City-Hochhäuser sanieren und stehen lassen oder abreißen – und zwar ersatzlos. Dann wäre der Blick ganz frei. Der Siegerentwurf ist eine Enttäuschung. An diesem neuen Eingangstor wird man achtlos vorbeifahren.