Die Differenzen mit Beiersdorfer waren deutlich größer als bislang bekannt. Doch der HSV verpasste es, daraus Konsequenzen zu ziehen.
Hamburg. Die Reaktionen der HSV-Fans hätten unterschiedlicher kaum ausfallen können. Die Spanne reichte von „bärenstarker Auftritt“ bis „unnötige Unruhestiftung“. Was war passiert? Erstmals seit seiner Entlassung als HSV-Trainer Ende September hatte Bruno Labbadia am späten Mittwochabend im „Sportschau Club“ der ARD über sein Aus in Hamburg gesprochen. Dabei machte Labbadia deutlich, dass die Differenzen mit dem ehemaligen Clubchef Dietmar Beiersdorfer in der vergangenen Sommerpause deutlich größer waren als bislang bekannt. Von einem „kräftezehrenden Kampf“ sprach Labbadia. Er habe sogar die Entscheidung getroffen, aufzuhören, doch er wollte „die Mannschaft nicht im Stich lassen“.
Nun lässt sich darüber streiten, ob Labbadia für das Interview bei Alexander Bommes kurz vor Saisonende den passenden Zeitpunkt wählte. In jedem Fall war Labbadias Auftritt eins: ehrlich. Und er machte noch einmal deutlich, was beim HSV vor dieser Saison schieflief. Dass sich seine Einschätzungen über Transfers von den Einschätzungen Beiersdorfers und denen von Investor Klaus-Michael Kühne im Sommer deutlich unterschieden, kann passieren.
Legte der Sommer die Basis für den Abstieg?
Dass beide Seiten aber nicht frühzeitig Konsequenzen zogen, der sture Labbadia noch Kaderentscheidungen wie im Fall Kerem Demirbay treffen durfte und der zaudernde Beiersdorfer die Entlassung Labbadias erst nach einem Punkt aus fünf Spielen vollzog, hat dem Club nachhaltigen Schaden gebracht, der erst im Winter korrigiert werden konnte.
Sollte der HSV in dieser Saison doch noch absteigen, wird der Ursprung des Absturzes für immer mit der Sommerpause 2016 in Verbindung bleiben.