Von den Anfängen des Christentums und der Gleichberechtigung in kirchlichen Ämtern.

Liebe Männer, was wären Feste ohne Frauen! Zwar mögen bei Herren­tagen, Skatrunden und Fußball-Partys die Männer gern unter sich sein. Aber bei den größten Feierlichkeiten im Jahr wie Ostern, Weihnachten und runden Geburtstagen sind es Frauen, die dem Fest erst wirklich Glanz verleihen.

Da mag es in vielen Familien noch so viel Arbeitsteilung geben: Meist sind es Mädchen und Frauen, die mit ihren Vorbereitungen alles tun, damit das Fest so richtig schön wird. Dass im Wohnzimmer in diesen Tagen ein Osterstrauß in der Morgensonne strahlt, ist wohl häufig weibliches Werk. Und dass die Kinder im Garten und in der Wohnung am Ostermorgen kleine Überraschungen entdecken können, kommt doch nur zustande, weil Mütter und Großmütter so etwas vorher akribisch geplant haben. Gleichberechtigung hin oder her.

Auch die Kultur- und Religionsgeschichte dokumentiert auf vielfältige Weise die zentrale Rolle der Frauen. Selbst in der patriarchalischen Gesellschaft des ersten Jahrhunderts, als der römische Familienvater (pater familias) das Recht hatte, über Leben und Tod seiner Angehörigen zu entscheiden, ereignete sich eine feministische Revolution: Es waren ausgerechnet Frauen, die das leere Grab Jesu entdeckten. Und es waren nicht Männer, denen der vom Tod auferstandene Jesus zuerst erschien. Die Evangelisten in der Bibel berichten einmütig darüber, dass Frauen die ersten Osterzeugen waren. Mit diesen Berichten begaben sich Lukas & Co. damals auf sehr dünnes Eis. Denn die Aussagen von Frauen vor weltlichen Gerichten bedeuteten in der Antike praktisch nichts; sie waren wertlos.

Obwohl die Leitungsfunktionen der frühen Kirche bald von Männern dominiert wurden, blieb der weibliche Aspekt der biblischen Überlieferung bis heute bewahrt. Das Patriarchat im Christentum hat es also nicht geschafft, die bemerkenswerte Funktion der Frauen für den Religionsgründer zu schmälern. Auch im Buddhismus ist das Wissen nicht zu tilgen, dass Buddha die Gleichberechtigung von Mann und Frau forderte und keineswegs eine Rangfolge zementieren wollte.

Während Buddhismus und erst recht der Islam von der Emanzipation der Frauen weit entfernt ist, gibt es im Christentum deutliche Fortschritte. Doch das Feuer des Feminismus der 1980er-Jahre verliert an Kraft. In ganz Deutschland sind es lediglich drei Frauen, die in der evangelischen Kirche ein bischöfliches Amt ausüben: Kirsten Fehrs (Hamburg/Lübeck), Ilse Junkermann (Mitteldeutschland) und Annette Kurschus (Westfalen). Dass Frauen in der katholischen Kirche nach wie vor von geistlichen Ämtern (Priester) ausgeschlossen sind, verstärkt die Wahrnehmung einer Diskrepanz: der Bedeutung des ewig Weiblichen bei der Geburt einer Religion – und der tatsächliche Frauenanteil in kirchlichen Ämtern.

Dabei sind es Frauen und Mädchen, die in den Kirchengemeinden fast 80 Prozent der Ehrenämter ausüben. Sie bereiten das Osterfrühstück vor, singen in Chören mit und kümmern sich um Alte und Kranke. Erst wenn es um prestigeträchtige Ämter geht, sind Männer zur Stelle. Sie tragen in Gremien gern Verantwortung, scheuen aber die Arbeit an der Basis.

So bleibt in den Kirchen und in der Gesellschaft noch viel für die Gleichberechtigung zu tun. Ohne die Frauen jedenfalls, die vor rund 2000 Jahren als erste Zeugen von der Auferstehung Jesu berichteten, und ohne Maria, die Mutter Jesu, gäbe es weder das Christentum noch das Osterfest 2017.