Das Football-Spektakel am Sonntag verdeutlicht die Unterschiede zwischen der Bundesliga und den US-Clubs.

Haben Sie schon einmal den Begriff „Smunday“ gehört? Nein? Das ist im Grunde nicht weiter schlimm, schließlich ist es die verniedlichende amerikanische Umschreibung der Tatsache, dass ein Arbeitnehmer den Montag (Monday) zum zweiten Sonntag (Sunday) erklärt, also schlicht nach dem Wochenende noch einen Tag blaumacht.

Was das mit Sport zu tun hat? Am Sonntag findet in Houston die 51. Auflage des Super Bowl statt, also das Finale der US-Football-Liga NFL, das diesmal zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons ausgetragen wird. Es ist das größte Einzel-Sportereignis der Welt – und noch viel mehr. Manche der zuletzt bis zu 167 Millionen US-Bürger am TV-Schirm schauten vor allem wegen der glamourösen Halbzeitshow und der eigens für den Super Bowl kreierten Werbespots zu. Bei einem Preis von fünf Millionen Dollar pro 30 Sekunden lohnt sich auch dieser Aufwand.

Der Ketchup-Hersteller Heinz schaltet in diesem Jahr übrigens keine Spots zum Super Bowl. Stattdessen hat er eine Petition initiiert, den „Smunday“ nach dem Super Bowl zum offiziellen Feiertag zu erklären. Schließlich melden sich an dem Tag 16 Millionen Arbeitnehmer krank, ein Produktivitätsverlust von einer Milliarde Dollar sei die Folge.

Solche Sorgen produziert der deutsche Sport eher nicht, jedenfalls nicht regelmäßig einmal im Jahr. Schließlich wird die Fußball-Bundesliga auch nicht im Play-off-Modus ausgetragen, vielmehr steht der neue Meister manchmal schon mehrere Spieltage vor dem Saisonende fest. Dies ist allerdings nur ein und keineswegs der wichtigste Unterschied zwischen der NFL und den anderen führenden US-Teamsportarten auf der einen und der Fußball-Bundesliga auf der anderen Seite.

Viel bedeutender ist das Prinzip, dass die jeweils schlechteste Mannschaft einer Saison für die neue Spielzeit den ersten Zugriff auf die neu auf den Markt kommenden Talente hat, das zweitschlechteste den zweiten Zugriff und so weiter. Das Ziel ist, die Liga insgesamt sportlich möglichst ausgeglichen zu halten. Um dies zu gewährleisten, gibt es auch den „Salary Cap“, eine Obergrenze für das Spielergehaltsbudget jedes Teams. Es mutet kurios an, dass ausgerechnet im hochkommerziellen US-Sport solche sozialistisch anmutenden, der Gleichmacherei dienenden Instrumente angewendet werden. Dies allerdings durchaus mit Erfolg. In den vergangenen 20 Jahren errangen nicht weniger als elf verschiedene Teams den Meistertitel in der NFL, acht weitere erreichten immerhin den Super Bowl. Ähnlich ist das Bild auch beim Baseball, Basketball und Eishockey.

Eine derartige Vielfalt und Spannung an der Spitze der Liga kann den deutschen Fußballfan durchaus neidisch werden lassen. Seit 1997 wurden in der Bundesliga nur sechs unterschiedliche Clubs Meister – Kaiserslautern, Bremen, Stuttgart und Wolfsburg jeweils einmal, Dortmund dreimal und Bayern München stolze 13-mal, zuletzt sogar viermal in Folge. Besserung ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil. Der neue Verteilerschlüssel der nationalen und internationalen Fernsehgelder wird die aktuellen Topclubs, und hier ganz besonders den FC Bayern, noch stärker als je zuvor im Vergleich zum Rest der Liga bevorteilen. So bleiben hierzulande einzelne Clubs die bestimmenden Akteure – in den USA ist dagegen in erster Linie die jeweilige Liga die große Marke, unter deren Dach die Teams noch genug Freiheit haben, sich ein eigenes Gesicht zu geben und für Fans interessant werden.

Dies ist ein Ansatz, der auch im deutschen Sport nicht völlig abwegig wäre. Allerdings ist ein Liga-System ohne sportlichen Auf- und Abstieg hierzulande kaum vermittelbar, auch wenn dies die Deutsche Eishockey Liga (DEL) über Jahre versucht hat.

Dagegen sollte die Bedeutung und Förderung des Sports in den Schulen (und Hochschulen) in den USA durchaus ein Vorbild für unser Land sein. Umgekehrt ist das Vereinssystem, das junge Menschen nach der Schulzeit und bis ins hohe Alter an den Sport bindet, eine Errungenschaft, die gerade auch den USA guttun würde.