Mal wieder lässt sich der Club in der Krise dazu verleiten, viel zu viel Geld für ein viel zu großes Risiko zu bezahlen.

Heribert Bruchhagen hatte sich sehr deutlich ausgedrückt, als der HSV-Boss am Donnerstag erklärte: „Eine klare Verstärkung steigt wirtschaftlich schnell in eine Dimension, die für uns nicht machbar ist.“ Sportchef Jens Todt wiederholte: „Bevor wir etwas Verrücktes machen, machen wir lieber gar nichts.“ Es ging – wie sollte es beim HSV auch anders sein – mal wieder um die Suche nach einem neuen Hoffnungsträger. Einem Retter.

Nach der erschreckenden 1:3-Niederlage in Ingolstadt haben sich die Verantwortlichen des HSV verständigt: Es wird was gemacht. Walace, Olympiasieger vom brasilianischen Erstligisten Grêmio Porto Alegre, soll der Retter sein. Ein 21 Jahre junger Mittelfeldspieler, der kein Deutsch spricht, noch nie außerhalb Brasiliens gespielt hat und sich an eine völlig neue Klima- und Kulturzone gewöhnen muss. Und das Ganze für eine Ablöse von rund zehn Millionen Euro? Das klingt schon ziemlich verrückt.

Mal abgesehen davon, dass Gönner Klaus-Michael Kühne den Transfer finanzieren soll und das Geld angesichts des Darlehenmodells (Rückzahlung nur bei Qualifikation für Europa) wohl nie wiedersehen wird, muss man bereits nach vier Wochen feststellen: Auch unter Bruchhagen scheint sich beim HSV nicht wirklich etwas zu verändern. Mal wieder lässt sich der Club in der Krise dazu verleiten, viel zu viel Geld für ein viel zu großes Risiko zu bezahlen. Mal wieder scheint der HSV aus den Fehlern der Vergangenheit nicht zu lernen.

Möglich, dass Walace irgendwann mal ein großer Spieler wird. Möglich auch, dass er dem HSV noch helfen wird. Doch eines sollte nach diesem Wochenende allen klar sein: Ein Walace allein kann diesen HSV nicht retten.