Der Markt bleibt angespannt. Jetzt geht es darum, schneller und günstiger zu bauen.

Die Spatzen pfeifen es schon seit Längerem vom Dach. Interessenten sind in Hamburg nicht mehr bereit, jeden Preis für eine Immobilie zu bezahlen. Dabei ist es zweitrangig, ob es sich um einen Mieter oder einen Käufer handelt. Makler klagen schon eine Weile, dass sie deutlich mehr Zeit für die Verwertung einer hochpreisigen Immobilie benötigen als noch vor einigen Jahren. Die jetzt veröffentlichte Analyse des Immobilienmaklers Dahler & Company bestätigt diesen Trend.

So weit, so gut. Ein Zeichen für Entspannung auf dem Immobilienmarkt oder gar für Entwarnung ist das Ganze nicht. Wer in Hamburg eine Wohnung sucht, der muss sich kümmern, der muss Kompromisse akzeptieren, der muss Zeit mitbringen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Von einer Wohnungsnot oder gar von Tausenden unversorgten Wohnungssuchenden zu sprechen, wäre irreführend. Ja, Hamburgs Wohnungsmarkt ist angespannt. Aber er ist auch intakt.

Ein wichtiger Garant für sein Funktionieren sind der staatliche Wohnungskonzern Saga und die Genossenschaften. Sie besitzen rund 320.000 der etwa 930.000 Wohnungen in der Hansestadt und – was noch wichtiger ist – bieten diese überwiegend zu sozial verträglichen Mieten an. Sie sorgen dafür, dass Wohnraum in allen Vierteln der Stadt auch für Haushalte mit kleinerem Einkommen zur Verfügung steht.

Hinzu kommt, dass ein großer Teil der privaten Hausbesitzer in Hamburg an einem fairen Umgang mit seinen Mietern interessiert ist. Davon dürfen auch Einzelfälle, die es unbestreitbar gibt, nicht ablenken. Nicht zuletzt trägt der Bau von Tausenden Wohnungen – 10.000 sollen es in diesem Jahr werden – dazu bei, dass Suchende eine Wohnung finden, so sie denn ein gewisses Maß an Flexibilität mitbringen.

Was ist nun aber mit der Aussage gemeint, dass von einer Entwarnung nicht die Rede sein kann? Weder die Stagnation bei den hochpreisigen Immobilien noch die Tatsache, dass der Wohnungsmarkt mehr oder weniger funktioniert, können darüber hinwegtäuschen, dass im sogenannten mittleren Segment – das meint Wohnungen, deren Kaltmiete zwischen acht und zehn Euro liegt – akuter Handlungsbedarf besteht.

Gegenwärtig ist es so, dass frei finanzierte Wohnungen kaum mehr unter 14 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter angeboten werden (können), während bei Sozialwohnungen die Stadt jährlich mehr als 130 Millionen Euro ausgeben muss, um neu gebaute Wohnungen „herunterzusubventionieren“. Die Gründe dafür sind vielfältig: teure Grundstücke, hohe Baukosten, langwierige Genehmigungsverfahren.

Es geht längst nicht mehr um „Tonnendenken“, also das unbegrenzte Steigern der Wohnungsbauzahlen. Vielmehr rückt in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit von Politik und Wohnungsunternehmen, wie zu einem vernünftigen Preis gebaut werden kann. Die Saga setzt auf die Entwicklung eines eigenen Systemhauses und den Bau von Typenhäusern. Dabei geht es in erster Linie nicht um architektonische Einfalt, sondern um eine Verkürzung von zumeist bezirklichen Genehmigungsverfahren.

Statt dass SPD-Stadtentwicklungsexperte Dirk Kienscherf jetzt frohlockt, die Zeit der Preissprünge sei erst einmal vorbei, sollten er und seine Genossen in den Bezirken sich darauf konzentrieren, die bürokratischen Hemmnisse zu beseitigen. Dann kann in Hamburg nicht nur rascher, sondern auch günstiger gebaut werden.