Während die Bewertung der Trainertreue zwischen mutig und fahrlässig schwankt, beginnt in der Fanszene der “Lienen-Hype“ zu bröckeln.

An diesem Montag feiert Ewald Lienen seinen 63. Geburtstag. Für den Trainer des FC St. Pauli dürfte es das größte Geschenk sein, noch im Amt zu sein. Nicht nur die Zahlen sprechen klar gegen eine Weiterbeschäftigung des Trainers. Sechs Punkte aus 14 Spielen, acht Partien ohne eigenen Treffer, ein glücklicher Sieg gegen Bielefeld. Es ist die desaströse Bilanz eines Absteigers.

Viel bedenklicher ist aber, dass es Lienen an Lösungsansätzen fehlt. Seit geraumer Zeit werden mangelnder Wille, individuelle Fehler und nicht vorhandenes Offensivverhalten angeprangert. Gebessert hat sich nichts. Die vergangenen Wochen zeigen, dass der Trainer, der zunehmend ausgebrannt und ratlos wirkt, die Mannschaft nicht mehr erreicht. Weder öffentliche Wutreden noch Lobhudeleien auf vermeintlich gute Spiele zeigen bei den Profis Wirkung.

"Lienen-Hype" beginnt zu bröckeln

Man kann es mutig nennen, wie sich die Verantwortlichen um Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Rettig trotz Lienens Horrorbilanz in dieser Saison vor ihren Trainer stellen. Nicht wenige aber benutzen inzwischen eher das Wort fahrlässig, um die Treue der Oberen zu beschreiben. Längst fängt auch in der Fanszene der „Lienen-Hype“ an zu bröckeln. Viele Anhänger wünschen sich eine sofortige Trennung.

Alexander Berthold ist Sportreporter beim Abendblatt
Alexander Berthold ist Sportreporter beim Abendblatt © HA | Klaus Bodig

Es wirkt derzeit so, als wollten die Verantwortlichen des nach eigenen Aussagen „etwas anderen Clubs“ den branchenüblichen Mechanismen auf Teufel komm raus trotzen. Der Punkt, diese Denkweise infrage zu stellen, ist allerspätestens jetzt gekommen. Der FC St. Pauli braucht dringend einen Impuls, um die Lethargie im Team zu brechen.

Bilder vom 0:2 in Heidenheim:

St. Pauli verliert 0:2 beim 1. FC Heidenheim

Ein Bild, das nichts Gutes verheißt: Marc Schnatterer dreht nach seinem Führungstreffer jubelnd ab
Ein Bild, das nichts Gutes verheißt: Marc Schnatterer dreht nach seinem Führungstreffer jubelnd ab © imago/Nordphoto | imago sportfotodienst
Heidenheims Kapitän konnte in der 20. Minute ungestört abziehen
Heidenheims Kapitän konnte in der 20. Minute ungestört abziehen © imago/Nordphoto | imago sportfotodienst
St. Paulis Spieler um Kapitän Sören Gonther (M.) reagierten enttäuscht...
St. Paulis Spieler um Kapitän Sören Gonther (M.) reagierten enttäuscht... © WITTERS | SebastianWidmann
...und Ewald Lienen verschnupft
...und Ewald Lienen verschnupft © WITTERS | SebastianWidmann
Vor dem Anpfiff hatte sich St. Paulis Trainer noch symbolträchtig aufs Vereinswappen geklopft
Vor dem Anpfiff hatte sich St. Paulis Trainer noch symbolträchtig aufs Vereinswappen geklopft © WITTERS | SebastianWidmann
Am Ende musste Lienen noch ein weiteres Tor von Schnatterer schlucken
Am Ende musste Lienen noch ein weiteres Tor von Schnatterer schlucken © Witters
Das Spiel auf der Alb hatte für die Kiezkicker mit einer Verletzung von Christopher Buchtmann schon denkbar ungünstig begonnen
Das Spiel auf der Alb hatte für die Kiezkicker mit einer Verletzung von Christopher Buchtmann schon denkbar ungünstig begonnen © WITTERS | SebastianWidmann
Während Buchtmann runter musste, konnte Heidenheims Tim Skarke weitermachen
Während Buchtmann runter musste, konnte Heidenheims Tim Skarke weitermachen © imago/Eibner | imago sportfotodienst
Schnatterer (l., gegen Joel Keller) konnte sich immer wieder durchsetzen
Schnatterer (l., gegen Joel Keller) konnte sich immer wieder durchsetzen © dpa | Stefan Puchner
St. Paulis Trainer Ewald Lienen sieht weiter schweren Zeiten entgegen
St. Paulis Trainer Ewald Lienen sieht weiter schweren Zeiten entgegen © imago/Eibner | imago sportfotodienst
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