Während die Bewertung der Trainertreue zwischen mutig und fahrlässig schwankt, beginnt in der Fanszene der “Lienen-Hype“ zu bröckeln.
An diesem Montag feiert Ewald Lienen seinen 63. Geburtstag. Für den Trainer des FC St. Pauli dürfte es das größte Geschenk sein, noch im Amt zu sein. Nicht nur die Zahlen sprechen klar gegen eine Weiterbeschäftigung des Trainers. Sechs Punkte aus 14 Spielen, acht Partien ohne eigenen Treffer, ein glücklicher Sieg gegen Bielefeld. Es ist die desaströse Bilanz eines Absteigers.
Viel bedenklicher ist aber, dass es Lienen an Lösungsansätzen fehlt. Seit geraumer Zeit werden mangelnder Wille, individuelle Fehler und nicht vorhandenes Offensivverhalten angeprangert. Gebessert hat sich nichts. Die vergangenen Wochen zeigen, dass der Trainer, der zunehmend ausgebrannt und ratlos wirkt, die Mannschaft nicht mehr erreicht. Weder öffentliche Wutreden noch Lobhudeleien auf vermeintlich gute Spiele zeigen bei den Profis Wirkung.
"Lienen-Hype" beginnt zu bröckeln
Man kann es mutig nennen, wie sich die Verantwortlichen um Präsident Oke Göttlich und Sportchef Andreas Rettig trotz Lienens Horrorbilanz in dieser Saison vor ihren Trainer stellen. Nicht wenige aber benutzen inzwischen eher das Wort fahrlässig, um die Treue der Oberen zu beschreiben. Längst fängt auch in der Fanszene der „Lienen-Hype“ an zu bröckeln. Viele Anhänger wünschen sich eine sofortige Trennung.
Es wirkt derzeit so, als wollten die Verantwortlichen des nach eigenen Aussagen „etwas anderen Clubs“ den branchenüblichen Mechanismen auf Teufel komm raus trotzen. Der Punkt, diese Denkweise infrage zu stellen, ist allerspätestens jetzt gekommen. Der FC St. Pauli braucht dringend einen Impuls, um die Lethargie im Team zu brechen.