Im Osdorfer Arnimviertels sind Mieter zu Recht sauer, dass sie sich ausgerechnet den Nazi-Vorstellungen von Wohnen anpassen müssen.

Es ist verständlich, dass ein Vermieter gewisse Vorstellungen darüber hat, wie mit seinem Eigentum umgegangen werden soll – auch im Bezug auf den Garten. Allerdings hat das Ganze Grenzen. Im Fall des Osdorfer Arnimviertels sind diese bei Weitem überschritten. Bestandsmietern nach einer Modernisierung plötzlich vorschreiben zu wollen, was sie wann und wo pflanzen, ist schon eine Zumutung. Ihnen dann noch anzudrohen, alle unerwünschten Gewächse und Möbel einfach aus den Mietergärten herauszureißen, ist unverschämt.

Doch in diesem Fall hat der Kampf gegen den Wildwuchs noch einen schalen Beigeschmack. Denn die Saga GWG als Eigentümer der Wohnungen führt als Grund für den neuen Gartendrill ausgerechnet den Denkmalschutz an. Es geht darum, im Zuge der Modernisierung die charakteristischen Eigenschaften des Siedlungsbaus wieder verstärkt lesbar zu machen – darin sind sich Saga und Denkmalschutzamt einig. Und die Mieter, die hier leben?

Wohnen wie zu Nazizeiten

Nun handelt es sich bei der Luftgau- (sic!) Siedlung um einen Kriegsbau der Nationalsozialisten. Den Mietern stößt verständlicherweise sauer auf, dass sie sich nun ausgerechnet den damaligen Vorstellungen anpassen müssen. So muss der Bambus aus dem Garten verschwinden, weil er nicht zu den einheimischen Pflanzen gehört und das einheitliche Bild störe. Das passt nicht in diese Zeit, und man fragt sich schon, ob wir keine anderen Probleme haben.

Hamburg ist so reich an Kulturdenkmälern, und um das klarzustellen: Ihr Erhalt, egal welcher Epoche, sollte jedem Hamburger am Herzen liegen. Denn weil ein Gebäude als schützenswert erkannt wurde, heißt das noch lange nicht, dass es auch so behandelt wird. In der Hansestadt gibt es zahlreiche Beispiele für historische Gebäude, die in einem miserablen Zustand sind. Mancher Investor hofft inständig darauf, dass die marode Substanz­ endlich die ersehnte Abriss­genehmigung und den viel lukrativeren Neubau bringt. Hier fehlt es an nötigen Mitteln oder dem Willen, den Denkmalschutz durchzusetzen. Im Arnimviertel ist das anscheinend anders. Hier suchen die Mieter bislang erfolglos Schutz vor den Auswüchsen, die der sonst oft zahnlose Denkmalschutz annehmen kann.

Wir müssen an das alte Hamburg erinnern, auch das Nazi-Hamburg. Aber bitte mit Augenmaß für die Betroffenen. Und ohne Blockwart-Mentalität.