Dänen kämpfen für den Tunnel– trotz deutscher Querschüsse

    Nach 17 Jahren Bauzeit wurde gestern der Gotthardtunnel eingeweiht. Unweigerlich wandern die Gedanken zu dem großen Tunnelprojekt des Nordens: Ob die Fehmarnbeltquerung wohl auch einmal so weit sein wird? Schwer zu sagen. Aber die Fertigstellung des 17,6 Kilometer langen Bauwerks zwischen der dänischen Insel Lolland und Fehmarn ist in diesen Tagen wieder ein Stück wahrscheinlicher geworden. Unbeirrbar arbeiten die Dänen an ihrem Traum: Ihre Hauptstadt Kopenhagen soll mit einer schnellen Schienen- und Straßenverbindung näher an Europa heranrücken. Bauaufträge von insgesamt vier Milliarden Euro sind jetzt vergeben worden. Auch deutsche Firmen verdienen daran mit, auf Fehmarn wird es jede Menge Arbeitsplätze geben.

    Die Dänen haben sich bislang von den deutschen Diskussionen nicht irritieren lassen. Mit bewundernswerter Geduld haben sie Querschüsse aus der Politik ignoriert. Sie zeigen Verständnis für Naturschützer, sie sprechen mit Bürgerinitiativen. Sie grollen nicht, wenn das deutsche Planungsrecht zu Verzögerungen führt. Sie strecken stattdessen Zeitpläne und reduzieren Kosten, die wegen des langen Planungszeitraums in die Höhe geschossen sind.

    Kurzum: Die Dänen arbeiten äußerst pragmatisch und mit sehr langem Atem an einem Projekt, das sie ganz allein bezahlen – und dennoch für ein Nachbarschaftsprojekt halten. Trotz aller Grenzkontrollen und anderer Ärgernisse: Die Dänen sind immer noch erpicht darauf, uns Deutschen ein guter Nachbar zu sein.

    Ist das auch umgekehrt so? Leider nein. Wir Deutschen bilden uns zu oft ein, über andere richten zu können. Statt mit einem gewissen Stolz auf unseren Nachbarn zu blicken, der gerade Großes schafft, legen wir ihm Hindernisse in den Weg, wo wir nur können. Da wird geklagt, gezweifelt und protestiert, da wird voller Schadenfreude das Ende des Fehmarnbelttunnels verkündet, sobald auch nur die kleinste Verzögerung eintritt.

    Ein Gotthardtunnel wäre so nie entstanden. Aber es gibt ihn. Gestern wurde er eröffnet. Auch die Dänen werden es schaffen.