2016 hofft die Deutsche Fußball Liga auf höhere Einnahmen beim neuen TV-Vertrag – doch die Fanbasis ist jetzt schon alarmiert.

Ein Sportplatz ist der ideale Ort für raffiniert vorgetragene Angriffe auf sattem Grün, für Quer- und Rückpässe, aber auch mal für Blutgrätschen auf matschigem Sand, für Jubel und Trauer. Die ganze Vielfalt des Sports soll sich künftig an jedem Freitag im Abendblatt auf dieser Spielwiese wiederfinden. Ja, es werden sicher häufiger Fußballthemen sein, aber nicht nur. Die „Sportplatz“-Kolumne ist zugleich ein Bekenntnis zu allen Leibesübungen, die Hamburger interessieren oder selbst ausüben. Und ja, hier darf es – bei wechselnden Autoren – auch mal ruppig zugehen.

Wenn die Bundesliga mit der Auftaktpartie zwischen dem HSV und dem FC Bayern an diesem Freitag wieder auf den Sportplatz zurückkehrt, kommen auch die Gedanken an 2015 wieder hoch, eines der schlimmsten Jahre für den Fußball. Mit erodierten nationalen und internationalen Verbänden, mit Skandalen, Rücktritten und verschärften Sicherheitsvorkehrungen nach den Terroranschlägen. Der Sport mit seinen Massenveranstaltungen hat längst seinen autonomen Status in der Unterhaltungssparte verloren und wird künftig auf die Hilfe der Politik angewiesen sein, um mit Gesetzen Fehlentwicklungen eindämmen zu können. Man denke an systematisches Doping oder an Wettmanipulationen in großem Stil.

Gerne wird die Bundesliga ja als Lieblingskind der Deutschen bezeichnet, doch auch die Deutsche Fußball Liga (DFL), die seit Jahren immer neue Rekordzahlen vermelden kann, steht 2016 vor einer großen, fast unlösbaren Herausforderung.

Beim Neujahrsempfang in dieser Woche in Frankfurt (Main) machte DFL-Chef Christian Seifert deutlich, dass man sich auf europäischer Ebene ein wenig auf den finanziellen Wettbewerb mit den Engländern einlassen müsse. Die Clubs der Premier League werden zwischen 2016 und 2019 mit umgerechnet 6,9 Milliarden Euro TV-Geld förmlich zugeschüttet. In Deutschland werden in dieser Saison „nur“ 850 Millionen Euro an die Vereine überwiesen, man hofft ab 2017 auf eine Steigerung auf eine Milliarde Euro pro Jahr. Sich dem Wettbewerb um Millionen nicht zu verschließen ist der richtige Ansatz, schließlich darf die Attraktivität nicht leiden. Gleichwohl garantiert ein höherer Umsatz nicht automatisch mehr Siege. Oder glaubt jemand, dass Norwich City in die Champions League einzieht, bloß weil der englische Club Wolfsburgs Timm Klose für absurde elf Millionen Euro verpflichtet hat?

Nein, nur Transfersummen und Spielergehälter in unmoralische Höhen zu schrauben bringt gar nichts, wenn das Kapital nicht in sinnvolle Strukturen fließt.

Und mit den unangenehmen Nebenwirkungen bei der Suche nach Vermarktungsmöglichkeiten machten besonders die HSV-Fans Bekanntschaft. Um auf fanfeindliche Anstoßzeiten hinzuweisen, vergab „ProFans“ das SAM, das Spielansetzungsmonster, nach der Hinrunde 2015 quasi als Mitleidstrophäe an die HSV-Anhänger. Die Fronten sind derzeit verhärtet. „ProFans“ und andere Beteiligte verließen im Herbst 2015 die sogenannten Dialogstrukturen beim Deutschen Fußball-Bund. Dem Verband wird von der Fanorganisation vorgeworfen, er sei „unflexibel, intransparent, unzuverlässig und nicht entscheidungsfähig“.

Das Verhältnis zur Kurve – nur eine der offenen Flanken. In der zunehmenden Globalisierung ist es für die DFL und den DFB ein fast unmögliches Unterfangen, die Bedürfnisse von TV-Zuschauern, Medienpartnern, Sponsoren und nicht zuletzt vom Amateurfußball zu befriedigen. Die Bundesliga steht vor einer Zerreißprobe: Die Unbefangenheit, das Leichte, ist zuletzt verloren gegangen. Jetzt geht es darum, den Zuschauern, egal ob rund um den Sportplatz oder am Fernseher, nicht die Lust und den Spaß zu nehmen.