Missmanagement durfte nicht mit Steuergeld bereinigt werden. Die Erfolge waren zu teuer erkauft. Der Lizenzentzug war alternativlos.

Der Einwand ist hypothetisch, und doch lohnt es sich, einen Moment darüber nachzudenken: Hätte die Stadt wirklich nichts tun können, um das Aus der HSV-Handballer zu verhindern? Und, wenn nicht: Hätte sie auch bei einem erfolgreichen Olympia-Referendum tatenlos zugesehen, wie ein sportliches Aushängeschild im Chaos von Insolvenz und Lizenzentzug versinkt?

So berechtigt diese Fragen sind, die Antwort kann nur lauten: Nein und Ja. Es ist nur bedingt zulässig, Staatsoper oder Kunsthalle mit einem professionellen Sportverein zu vergleichen, auch wenn letztlich alle im weitesten Sinn Teil des Unterhaltungsbetriebes sind. Kultur ist, jenseits des Mainstreams, ohne institutionelle Förderung nicht zu finanzieren. Profisport hingegen schon, dafür lassen sich in Deutschland genügend prominente Beispiele finden. Dahinter stehen Wirtschaftsunternehmen. Und die haben auch in anderen Branchen keinen Anspruch auf Unterstützung durch Steuergeld – Banken offensichtlich ausgenommen.

HSV-Erfolge zu teuer erkauft

Die Stadt tut gut daran, sich bei der Förderung des Profisports auf strukturelle Maßnahmen zu beschränken, etwa indem sie öffentliche Sportflächen zu einem angemessenen Preis zur Verfügung stellt. Wenn überhaupt, ist ein staatlicher Eingriff nur unter der Voraussetzung vermittelbar, dass die wirtschaftliche Not nicht selbst verschuldet ist. Der HSV Handball ist da unverdächtig. Seine Erfolge – die Meisterschaft 2011, der Champions-League-Sieg 2013 – waren viel zu teuer erkauft. Die Vereinsführung hat tatenlos zugesehen, wie das Finanzloch wuchs, ja sich sogar Unterstützern verschlossen. Bei so viel Missmanagement ist das Wehklagen über die ach so herzlose Sportstadt Hamburg scheinheilig – und der Lizenzentzug die verdiente Strafe.

Die größten Leidtragenden sind wie so oft die, die an alldem keine Schuld trifft: die Mannschaft, die zuletzt großartigen Sport bot; die engagierten Mitarbeiter der Geschäftsstelle; und die Fans. Ihnen bleibt die Hoffnung, dass einem geläuterten HSV die Rückkehr in die Bundesliga gelingt. Ob sich genügend private Förderer für das Projekt finden, daran darf sich die Sportstadt dann schon messen lassen.