Sportredakteur Achim Leoni kommentiert die Situation bei der insolventen HSV Handball Betriebsgesellschaft mbH & Co. KG.

Die Fans der HSV-Handballer müssen in diesen Zeiten einiges aushalten. Von ihren Lieblingen wurden sie in dieser Saison mit Galaleistungen verwöhnt, wie man sie zuvor jahrelang nicht mehr gesehen hatte. Doch die Erfolge sind buchstäblich nichts wert, weil infolge der Insolvenz die Aberkennung von acht, wahrscheinlich sogar zwölf Punkten droht. Und nun fällt diese Mannschaft auch noch auseinander, kaum dass sie auf so bemerkenswerte Weise zueinandergefunden hat. Das tut weh!

So bitter dieser Ausverkauf ist: Er ist unausweichlich, um den Bundesliga-Handball in Hamburg wenigstens bis Saisonende zu erhalten. Wenn die laufenden Kosten die Einnahmen um fast das Vierfache überstiegen haben, dann war der Spielbetrieb – und waren damit auch die sportlichen Erfolge – offenbar nicht solide refinanziert. Warum der notwendige Einschnitt über Jahre verpasst wurde, bleibt rätselhaft. Jetzt wird ihn der vorläufige Insolvenzverwalter vollziehen.

Die Leidensfähigkeit der HSV-Anhänger dürfte in der Rückrunde also auf eine neue Probe gestellt werden. Sportlich werden Abgänge wie die von Ilija Brozovic und Adrian Pfahl auf die Schnelle kaum zu kompensieren sein. Langfristig betrachtet liegt in der Misere aber auch eine Chance: Sie öffnet Spielern aus der zweiten Reihe und dem eigenen Nachwuchs die Tür zur Bundesliga. Auf dieses Eigenkapital könnte es ankommen, soll der Handballstandort Hamburg eines Tages wieder ein erstklassiger werden.