Zahl der festen Jobs in der Stadt steigt auch 2016. Doch es gibt große Herausforderungen.
Die magische Marke von 70.000 Arbeitslosen wurde im zurückliegenden Jahr in Hamburg nicht unterschritten. Auch 2016 dürfte dies schwierig werden. Und dennoch konnten die Statistiker einen Rekord für den Arbeitsmarkt in der Hansestadt vermelden, der eine weitaus größere Bedeutung hat. Fast 930.000 Frauen und Männer haben in der Stadt eine sozialversicherungspflichtige Anstellung. Das heißt: Für ihre Jobs werden von den Arbeitgebern Renten-, Krankenkassen- und Arbeitslosenversicherungsbeiträge gezahlt. Das ist gut für den betroffenen Beschäftigten, aber auch positiv für das Fortbestehen der Sozialsysteme insgesamt – und deshalb viel bedeutsamer als das Unterschreiten irgendeiner Erwerbslosenzahl.
Denn der bundesweite Trend der vergangenen Jahre war ein anderer. In nicht wenigen Branchen wollten die Arbeitgeber sich nicht langfristig an Beschäftigte binden. Flexibilität lautete die Antwort vieler Unternehmen auf die Herausforderungen des modernen Arbeitsmarktes. Beschäftigte bekamen oft nur kurzzeitig und zu schlechten Bedingungen eine Anstellung. Sozialversicherungsbeiträge wurden vermieden. In zahlreichen Chefetagen hat hier ein Umdenken stattgefunden. Denn mittlerweile wollen – mit Blick auf die zunehmende Überalterung der Gesellschaft – immer mehr Firmen Spezialisten langfristig an sich binden. So profitieren beide Seiten: Die Unternehmen sichern mit gut ausgebildetem Personal ihre Zukunft. Und die Beschäftigten freuen sich über feste Jobs.
Auch im kommenden Jahr sagt die Arbeitsagentur für die Hansestadt einen Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse voraus. Es geht also weiter aufwärts für das Gros der Hamburger Arbeitnehmer. Und auch viele Erwerbslose in der Stadt dürfen auf eine Anstellung hoffen. Für sie gilt im kommenden wie im zurückliegenden Jahr: Je besser die Ausbildung, desto größer die Chancen auf einen Job. Auch wenn es abgedroschen klingen mag, bleibt es ein unumstößlicher Fakt: Bildung ist die Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt.
Die Branchenstruktur in der Stadt ist weiterhin vielfältig, das Jobangebot breit. Der wirtschaftliche Wandel in Deutschland hat aber auch vor Hamburg nicht haltgemacht und den hiesigen Arbeitsmarkt stark verändert. Besonders auffällig ist die hohe Nachfrage nach Beschäftigten in sozialen Berufen. Ausgebildete Krankenpfleger, Erzieher und Altenpfleger werden dringend gesucht. Bleibt die Frage, warum sie in einer Stadt wie Hamburg kaum zu finden sind. Die wenig familienfreundlichen Arbeitszeiten (Schichtdienst) und vor allem die vergleichsweise geringe Bezahlung sind zwei wichtige Gründe. Wie viel sind uns die Betreuung und Pflege von Senioren, Kranken und Kindern wert? Eine Frage, welche am Ende die Gesellschaft insgesamt und nicht ein einzelnes Pflegeheim oder ein Krankenhauskonzern beantworten muss.
Der Hamburger Arbeitsmarkt steuert auf ein gutes Jahr zu – keine Frage. Aber es wird auch eine Zeit der großen Herausforderungen. Im Mittelpunkt dürfte die Integration der Flüchtlinge stehen. Viele Frauen und Männer aus fernen Ländern sind in die Stadt gekommen – und sie werden bleiben. Das Ziel unserer Gesellschaft muss es sein, ihnen eine Perspektive zu geben: auch auf dem Arbeitsmarkt. Handels- und Handwerkskammer sind mit Initiativen zur Integration vorangegangen. Doch dies sind nur erste Schritte. Nun gilt es, das Gros der Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt zu bekommen. Weniger Bürokratie der Behörden, mehr Spontaneität der Unternehmer und viel Integrationslust der Flüchtlinge sind gefragt. Denn Arbeit gibt es genug in Hamburg.