Zur Wahrheit über Asklepios gehört: Alle müssen sparen. Und alle wollen Spitzenmedizin.

Es gibt wenige Unternehmen, an denen ein zweifelhaftes Image derart haftet wie bei Asklepios. Vor allem in Hamburg wabert ein kollektiver Vorbehalt durch jede Zusammenkunft von Gesundheitsbeflissenen, den man nicht mehr rational nennen kann. Der Krankenhauskonzern, so die hier und da geäußerten Einschätzungen, betreibe eine Unternehmenspolitik, in der alles radikal der Gewinnmaximierung untergeordnet sei. Und dabei blieben Patienten auf der Strecke. Mitunter auch höchstbezahlte Chefärzte.

Diese erheblichen Vorwürfe erhalten Nahrung durch die Fälle von mutmaßlichem Mobbing bei Asklepios, die in diesen Tagen kursieren. Man muss hier genau hinschauen, ob es Teil der Unternehmenskultur ist, mit leitenden und verantwortungsbewussten Medizinern umzuspringen, als seien sie Befehlsempfänger. Oder ob es mitunter auch an persönlich-atmosphärischen, beruflichen oder sogar gesundheitspolitischen Mängeln liegt.

In jedem Fall sind die Hinweise auch der niedergelassenen Ärzte ernst zu nehmen, wenn das Wohl von Patienten in Gefahr geraten könnte. Doch ist es in der Gesamtbetrachtung des Krankenhauskonzerns Asklepios schon so weit?

Dass einer der größten Arbeitgeber Hamburgs derart in der Diskussion steht, ist auch ein gutes Zeichen. Den Bürgern ist extrem wichtig, wer sich wie um ihr höchstes Gut kümmern soll – die Gesundheit.

Dabei sollten sich die Besorgten aber auch vor Augen halten, was wäre, wenn es den alten Landesbetrieb Krankenhäuser (LBK) noch gäbe. Den hat das Privatunternehmen Asklepios gegen den per Volksentscheid bekundeten Bürgerwillen übernommen. Der damalige Senat unter Ole von Beust (CDU) hatte das betrieben. Und aus heutiger Sicht war das richtig. Der LBK war verschuldet, er musste Mitarbeiter entlassen und die Beton gewordenen Symbole klassischer Versorgung wie das Hafenkrankenhaus schließen. Dem Staatsapparat fehlten Willen und Finanzen zur Innovation.

Und gerade den Investitionen und der Forschung – ganz gleich, ob bei Asklepios, dem Albertinen oder am UKE – ist es zu verdanken, dass Hamburg eine der wichtigsten Gesundheitsmetropolen Europas ist. Davon profitieren alle Patienten erheblich, ob bei neuen Behandlungsmethoden schwerster Erkrankungen oder in den Notaufnahmen, wenn es ganz schnell gehen muss. Und die negativen Begleiterscheinungen – extreme Arbeitsverdichtung und Kostendruck – sind in anderen Hamburger Häusern ebenfalls zu beobachten. Auch vormals kirchliche Kliniken haben schon Chefärzte unsanft vor die Tür komplimentiert.

Zur Wahrheit über Asklepios und Co. gehört ebenso: Alle Häuser spüren den kalten Hauch, den jede neue Sparwelle mit sich bringt. Politik und Krankenkassen wollen die Ausgaben kürzen, manche Häuser lieber heute als morgen schließen. Hinzu kommt die oft sehr undifferenziert vorgetragene Behauptung, es werde zu viel und zu schnell operiert. Ob das neue Krankenhausgesetz mit seiner vorgeblichen Qualitäts-Orientierung hier hilft, sei dahingestellt. Unter diesen Widrigkeiten arbeiten alle Krankenhaus-Manager und Gesundheitsunternehmer, zu denen im freien Beruf ja auch Hamburgs niedergelassene Ärzte, Psychotherapeuten und Physiotherapeuten zählen.

Noch einmal: Das soll nicht sinnfreie Sparmaßnahmen rechtfertigen. Nicht bei den Krankenkassen, nicht in den Praxen oder am OP-Tisch. Nur fängt die komplexe Gemengelage im deutschen Gesundheitswesen genau da an, wo es den Einzelnen zwickt und er sich fragen muss: Was ist uns die Gesundheit wert?