Hamburg. Kammerchef Frank Ulrich Montgomery: Profit steht im Vordergrund. Asklepios wehrt sich: Es werden nur Stationen zusammengelegt.
Die Ärzte sprechen von fatalen Entwicklungen für die Patienten, der Krankenhausbetreiber Asklepios von einer „sukzessiven Verschlechterung ökonomischer Daten“. Es geht vordergründig darum, dass im AK St. Georg die I. Medizinische Abteilung zum Jahresende geschlossen werden soll. Der Job von Prof. Dr. Dirk Müller-Wieland würde dann wegfallen. Zwei Abteilungen würden zusammengelegt, die Notfälle und älteren Patienten würden von der Abteilung Kardiologie mitversorgt.
Was nüchtern in einem Asklepios-Organisationskonzept vom 3. Dezember steht, das dem Abendblatt vorliegt, versetzt die Ärztevertreter in Rage: „So kann man mit Ärzten und Patienten nicht umgehen“, sagte Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery. Der Radiologe ist Chef der Hamburger und der Bundesärztekammer.
Die Patienten erbrächten der Klinik offenbar nicht genügend Profit und seien nicht mehr willkommen. Nur Abteilungen zusammenzuschließen, das sei kein Drama, so Montgomery zum Abendblatt. „Aber Entscheidungen ohne die Betroffenen zu fällen, die dann auch noch tief eingreifen in die Weiterbildung von Ärzten, das ist unverantwortlich.“ Das sei eine fatale Entwicklung, die die Ärzte nicht zulassen dürften.
Für Patienten angeblich keine Änderungen
Ärztechef Montgomery bemängelte außerdem, dass das gerade bekannt gewordene Papier schon zum Ende des Jahres umgesetzt sein soll.
Asklepios entgegnete, die Aufregung sei übertrieben, es werde schließlich keine wichtige Abteilung geschlossen. „Die meisten Patienten dort kommen über die Zentrale Notaufnahme“, so ein Sprecher zum Abendblatt. Das mache organisatorisch Sinn, „und natürlich müssen die Bereiche auch kostendeckend arbeiten“.
Für die Patienten ändere sich nichts. Mit dem Chefarzt rede man über „eine neue Perspektive“, die Mitarbeiter blieben oder erhielten innerhalb der Klinik neue Aufgaben. Im Asklepios-Papier heißt es, die Einnahmen aus der fusionierten Station seien beständig zurückgegangen. Bei den Behandlungen von Privatpatienten sei das Ergebnis „dramatisch negativ“.
Die von dem Szenario einer verschlechterten Versorgung für Ältere zunächst alarmierte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) sagte nach einem Gespräch mit dem Konzern dem Hamburger Abendblatt: „Das Angebot wird nicht verringert. Aus Sicht der Patienten ist diese Maßnahme nicht zu beanstanden. Ich hätte mir allerdings eine frühere Information gewünscht.“
Obwohl die Behörde nicht im Aufsichtsrat der Hamburger Asklepios-Gesellschaft sitzt, denn das liegt mit dem 25,1-Prozentanteil der Stadt bei der Finanzbehörde, schaut man doch sehr genau hin, was in den Häusern des Konzerns passiert.
Weitere Vorwürfe gegen Asklepios
Und so wird auch die Senatorin interessieren, dass aus der Hamburger Ärzteschaft nach Abendblatt-Informationen weitere Vorwürfe gegen Asklepios erhoben werden. Es geht zunächst um das AK Altona, das durch die umstrittenen Notfallkonzepte zuletzt in die Kritik geraten war. Hier soll mindestens ein prominenter Chefarzt unter Druck gesetzt worden sein. Es ging dem Vernehmen nach um die wirtschaftlichen Kennzahlen, über die es unterschiedliche Auffassungen gegeben habe.
Ähnliche Fälle sollen in anderen Häusern beklagt worden sein. In einem Brief von niedergelassenen Internisten heißt es, die Gewinne würden „auf dem Rücken der Mitarbeiter und zulasten der Qualität und damit der Versorgung der Patienten“ erwirtschaftet. Aus dem AK Wandsbek soll der Kern einer Abteilung mit mehreren Ärzten zum Amalie Sieveking Krankenhaus gewechselt sein. Zum Umgang mit Chefärzten und dem Druck zum profitablen Operieren, dem sie ausgesetzt seien, sagte ein stadtbekannter Hamburger Arzt: „Über den Stil, wie bei Asklepios Personalentscheidungen durchgeführt werden, sind wir sehr irritiert.“
Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks konnte diese Anwürfe nicht kommentieren. Sie wies aber darauf hin, dass durch das neue Krankenhausgesetz die Qualität der Behandlung im Vordergrund stehe. Zweitmeinungen (wie bei Asklepios schon üblich) würden für alle eingeführt. Die Krankenhäuser, so Prüfer-Storcks, „sind künftig wirtschaftlich nicht mehr darauf angewiesen, Menge zu machen“.