Hamburg muss neue Software endlich seriös kalkulieren
Hier stimmt das abgenutzte Bild endlich mal: Wenn IT-Spezialisten eine neue Software installieren, dann ist die Kostenexplosion programmiert. Aber in Wahrheit ist das, was sich Hamburg bei der Einrichtung moderner Programme in der Verwaltung seit Jahren leistet, weniger fürs Kalauern geeignet. Es ist eher zum Heulen oder Wütend-werden. Etwa drei von vier Projekten dauern länger als geplant, im Durchschnitt werden die Hamburger IT-Projekte etwa dreieinhalb Jahre später fertig als geplant und etwas mehr als 50 Prozent teurer als veranschlagt. Es gab aber auch Kostensteigerungen von bis zu 300 Prozent. Programme wie JusIT (Jugendhilfe) oder KoPers (Personalverwaltung) werden schon als „digitale Elbphilharmonien“ bezeichnet. Es zahlt auch hier: der Hamburger Bürger.
Nun kommt heraus, dass Kosten und Aufwand auch bei der Software eBeihilfe, mit der städtische Bedienstete ihr Krankheitskosten abrechnen sollen, weiter aus dem Ruder laufen, Sie wird noch einmal später fertig und verursacht dadurch noch einmal höhere Kosten. Und auch KoPers wird wieder einmal teurer – ohne dass irgendjemand noch prognostizieren mag, um wie viel. Die Chefin des Personalamtes, die seit Jahren auf diese beiden Programme warten muss, ist ratlos und konstatiert, sie wisse auch nicht mehr, was sie zu alldem noch sagen solle.
Im Senat reagierte man lange nur mit Achselzucken. Bereits im Mai 2014 hatte die Bürgerschaftsfraktion der damals noch allein regierenden SPD den Senat aufgefordert, bis Oktober 2014 ein Konzept zur Eindämmung der IT-Kosten vorzulegen – analog zur Leitlinie „Kostenstabiles Bauen“. Und was tat der Senat? Er ignorierte die Bitte. Immerhin: Nun endlich hat man auch bei den Regierenden begriffen, dass man damit nicht mehr durchkommt – und arbeitet im Rahmen des IT-Gesamtplans 2016-18 auch an einer Verwaltungsvorschrift, mit der Software-Implementierungen künftig im Kostenrahmen bleiben sollen. Dieses Vorhaben hat allerdings einen entscheidenden Fehler: Es kommt um Jahre zu spät. Laufende Projekte wird man daher – wie die analoge Elbphilharmonie – nur noch auf eine Weise retten können: indem man viele weitere Millionen zusätzlich für sie ausgibt.