Der Club meldet ein Rekordminus von 16,9 Millionen Euro – und lebt über seine Verhältnisse.

Wer das Geschehen beim HSV in den vergangenen Jahren aufmerksam verfolgte, konnte angesichts der Fluktuation bei Aufsichtsräten, Vorständen, Sportchefs und Trainern schon mal die Übersicht verlieren. Auf eines war indes beim Traditionsverein Verlass: das finanzielle Minus am Ende einer jeden Spielzeit.

Überraschen kann daher bei der nun vorliegenden Bilanz der Saison 2014/15 allenfalls, in welch tiefem Rot sich die Zahlen färben. Mit 16,9 Millionen Euro erwirtschaftete die HSV Fußball AG einen Rekordverlust, auch die laufende Spielzeit wird mit einem Minus, dem dann sechsten in Folge, enden. Ein solcher Negativlauf würde für jeden Unternehmer wohl den finanziellen Ruin bedeuten. Der Fußball funktioniert jedoch nicht immer wie das richtige Wirtschaftsleben. Vor allem dank Investor und Gönner Klaus-Michael Kühne tickt die Bundesliga-Uhr im Volkspark weiter.

Mit Recht verweist Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer auf die Sünden der früheren Vereinsführung, die den HSV durch Misswirtschaft zum Sanierungsfall machte. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Club unter Beiersdorfer weiter über seine Verhältnisse lebt – und vergangene Saison dennoch erst in der letzten Minute der Relegation dem Abstieg entging.

Die HSV-Führung steht nun vor einem schwierigen Spagat. Auf der einen Seite müssen die Kosten endlich den Einnahmen angepasst werden. Auf der anderen Seite muss der Kader so aufgestellt werden, dass zumindest mittelfristig die Rückkehr in das internationale Geschäft gelingt. Borussia Dortmund etwa könnte in dieser Spielzeit bei einer Finalteilnahme in der Euro League, von Franz Beckenbauer als Verlierer-Cup verspottet, 40 Millionen Euro kassieren. Abstiegskampf reibt dagegen nicht nur die Nerven der Fans auf, sondern beschert durch niedrigere TV-Gelder sowie sinkende Einnahmen aus dem Verkauf von VIP-Tickets Millionenverluste.

Derzeit scheint der HSV unter Bruno Labbadia sportlich endlich wieder auf einem guten Weg zu sein. Überlebenswichtig, denn nur dauerhafter Erfolg kann den HSV aus der Teufelsspirale der roten Zahlen befreien.