Tchibo war auf Erfolgskurs in Deutschland – bis weit in die 1990er- Jahre. Dann drängten Anbieter wie die Textilkette H&M oder auch Kik – 1994 gegründet – mit massiver Stärke auf den Markt und lockten die Deutschen mit Niedrigpreisen für T-Shirts & Co. Der Kaffeeröster musste zuschauen, wie viele seiner Non-Food-Artikel in den Regalen der Filialen liegen blieben. Seine Strategie für das Geschäft mit Gebrauchsartikeln hat das Unternehmen aber dennoch nicht verändert. Neu ist nur, dass die Filialen mit den Jahren größer wurden.
Statt sich innovative Konzepte für den Non-Food-Bereich zu überlegen, hat Tchibo sich verzettelt. Der Kaffeeröster konzentrierte sich nicht auf das Kerngeschäft, sondern verkaufte plötzlich Versicherungen, Autos, Eigenheime oder Strom. In diesem Jahr fanden die Kunden sogar Elektroroller und Inseln im Bauchladen des Kaffeerösters. Doch will ein Kunde, der Tchibo wegen seines Kaffees und seiner alltäglichen Gebrauchsartikel schätzt, eine eigene Insel kaufen? Eher nicht.
Tchibo hat nicht die richtige Antwort auf die neue Konkurrenz gefunden und schloss seit 2008 rund 300 Filialen, statt schlüssige Konzepte für die Verbraucher zu entwickeln. Angesichts sinkender Umsätze und Gewinne plant die Firma nun einen weiteren Stellenabbau. Das ist die fantasieloseste Art, die Kosten zu senken. Man kann zwar auf diesem Weg zunächst sparen, aber das Unternehmen verliert auch Know-how, das es später wieder für viel Geld einkaufen muss.