Umschlagsverluste verlangen rasche Konsequenzen.
Der Hamburger Hafen schrumpft. Der Containerumschlag an der Elbe ist im ersten Halbjahr 2015 eingebrochen, während er bei den Konkurrenzhäfen in Rotterdam und Antwerpen wächst. Natürlich liegen die Gründe dafür auf der Hand. Die Konjunktur in China kühlt sich ab, und die Wirtschaft in Russland liegt darnieder. Hamburg ist im Vergleich zu den großen Konkurrenzhäfen von dieser Entwicklung besonders betroffen, weil hier viele Container aus Asien auf kleinere Schiffe verladen und in die Ostsee nach Russland transportiert werden. Und so gehen auch eine Reihe von Optimisten im Hafen davon aus, dass sich das Blatt schnell wieder wenden kann. Tatsächlich steht der Hamburger Hafen an einem Scheidepunkt. Es kann nämlich auch in die andere Richtung gehen, weiter bergab.
Niemand geht davon aus, dass China wieder schnell zu alten Wachstumsraten zurückkehrt, in der Volksrepublik findet ein tiefgreifender gesellschaftlicher Umbruch statt. Und kaum jemand würde darauf wetten, dass sich die Lage in Russland in absehbarer Zeit entspannt. Die Konkurrenzhäfen eröffnen neue Umschlagterminals und werben aggressiv bei den Reedern um Ladung. Hinzu kommt eine große Verunsicherung bei den Reedereien. Im sechsten Jahr der Schifffahrtskrise ordnen sie ihre Dienste neu, um endlich auskömmlichere Frachtraten zu erwirtschaften. Da hat Hamburg mit hohen Preisen und Problemen bei der Anfahrt einen schweren Stand. Noch immer ist nicht geklärt, ob die Elbvertiefung überhaupt jemals genehmigt wird, und die Schiffe werden immer größer. Chinas größte Reedereien Cosco und China Shipping stehen vor einer Fusion. Derzeit laufen beide Hamburg an, wird das nach einem Zusammenschluss auch noch so sein?
Die Liste der Unwägbarkeiten ist lang, und sie ließe sich fortsetzen. Deshalb muss jetzt gehandelt werden: Wenn alte Ladung verloren geht, muss neue akquiriert werden. Der Hafen hat Stärken, wie Schnelligkeit und gute Vernetzung ins Hinterland, die noch stärker ausgespielt werden müssen. Und schließlich muss rasch die Entscheidung für die Elbvertiefung gefällt werden, damit Hamburg den Anschluss nicht verliert.