Beim Projekt Jenfelder Au setzt die Stadt falsche Prioritäten.

Wer auf 7.500 Quadratmetern Flüchtlinge unterbringen kann, es aber auf 35 Hektar nicht schafft, der hat viel zu erklären.

Der Senat hat es wieder einmal mit dem Wohnungsbauprogramm versucht, diesmal um sein Vorzeigeprojekt Jenfelder Au vor vermeintlichem Störfeuer zu schützen. Auf dem ehemaligen Jenfelder Kasernengelände sei der Wohnungsbau schon angelaufen, die fraglichen freien Grundstücke seien nicht befestigt und das aufwändige Abwassersystem nicht für Flüchtlingsunterkünfte geeignet.

Beim Concordia-Sportplatz, für den der Baubeginn Mitte nächsten Jahres ein realistisches Ziel wäre, entfaltet das Wohnungsbauprogramm keine schützende Wirkung. Hier wird eine Erstunterbringung für Flüchtlinge eingerichtet. Das passt nicht zusammen.

Die Jenfelder Au ist ein wichtiges Projekt, das einem schwierigen Stadtteil helfen soll – dies ist richtig. Aber kein Grund, die ehemalige Kaserne brachliegen zu lassen. Zumal im Jenfelder Moorpark in 300 Meter Entfernung zur Kaserne ein Zeltlager für 800 Flüchtlinge aufgebaut wurde – gegen erhebliche Widerstände und ohne lange behördliche Überlegungen, wer denn hier vor wem geschützt werden könnte oder müsste.

Offenbar ist die Lage immer noch nicht schwierig genug, um die Stadtväter mit Einsicht in die Notwendigkeit das Naheliegende tun zu lassen und die Flüchtlinge da zu beherbergen, wo Platz ist.

Vermeintlichen Schaden von der Jenfelder Au fernzuhalten würde weder den Flüchtlingen noch den Jenfeldern helfen. Die ehemalige Kaserne frei von Flüchtlingen zu halten, würde, traurig aber wohl wahr, allenfalls dafür sorgen, die Preise für die städtischen Grundstücke hoch zu halten. Tatsächlich scheint die Stadt sich so zu verhalten wie der Häuslebauer, der Angst um seine Scholle hat. Flüchtlinge ja, aber nicht bei mir.

Das ist moralisch bedenklich und politisch unklug. Denn die Allgemeinheit zahlt so oder so für die Flüchtlingsunterbringung. Wenn dabei die mögliche Minderung von Grundstückserlösen gegen die Chance auf ein gutes Miteinander steht, dürfte die Entscheidung nicht schwer fallen.