Während Kaufhof und das Alsterhaus in eine positive Zukunft blicken, muss Karstadt bangen

Wie kaum eine andere Branche hierzulande ist der Einzelhandel vom Siegeszug des Internets betroffen. Ob Mantelknopf, T-Shirt, Spielzeug oder eine Flasche Rotwein – wer vor 20 Jahren einkaufen wollte, fuhr zum Supermarkt, ging zum Fachhändler nebenan oder machte sich auf den Weg ins Kaufhaus. Und heute? Alle aufgezählten Produkte kann man bequem und kostengünstig vom heimischen Computer aus ordern. Oft ohne Liefergebühr zu einem fest vereinbarten Termin. Einige Mausklicks genügen. Preisvergleiche gibt es gratis dazu. Wozu also noch vor die Tür gehen? Warum ein meist Kilometer weit entferntes Gebäude aufsuchen, in dem auf mehreren Etagen eine im Vergleich zum World Wide Web winzige Warenauswahl präsentiert wird?

Kaufhof und das Alsterhaus mit seinen beiden Schwestern Oberpollinger in München und KaDeWe in Berlin haben auf diese Frage offensichtlich überzeugende Antworten gefunden. Deshalb sind sie nun – aus einer Position der Stärke heraus – von kaufkräftigen Konkurrenten im weit entfernten Ausland übernommen worden. Die einen finden eine neue Heimat bei einem traditionsreichen Kaufhauskonzern aus Kanada, die anderen bei einem seriösen Handelsunternehmen aus Thailand. Karstadt aber taumelt weiterhin einer ungewissen Zukunft entgegen, von mehreren Eigentümerwechseln und unfassbaren Managementfehlern gebeutelt. Nur das Engagement und die Verbundenheit der Belegschaft zu der im Jahr 1881 von Rudolph Karstadt in Wismar gegründeten Kaufhauskette macht derzeit noch Hoffnung.

Das Alsterhaus ist seinen Weg als Luxuskaufhaus auch in Zeiten des Internets und unter der Ägide des Karstadt-Konzerns unbeirrt weitergegangen. Notwendige Investitionen erfolgten, die Warenauswahl wurde an die Bedürfnisse der Kunden – vor allem kaufkräftige Touristen – angepasst. Es entstand eine kleine, feine Einkaufswelt mit exklusiven Produkten, die man eben nicht überall im Internet findet. Und auch Kaufhof straffte frühzeitig das Sortiment, verzichtete aber nicht auf notwendigen Service und bekam von der Mutter Metro ausreichend Kapital, um sich zu modernisieren. Kaufhof wurde vielerorts etwas Besonderes, die Karstadt-Filialen blieben derweil vielerorts altbacken, wurden ihr verstaubtes Image nicht los. Zu sehr hielten die Manager an wenig lukrativen Standorten in abseits gelegenen Stadtteilen fest, während Kaufhof sich auf die besten Adressen in den Zentren der Städte konzentrierte.

Hinzu kam bei Kaufhof die Kontinuität in der operativen Führung. Zwei Jahrzehnte lang lenkte der über Deutschland hinaus hoch angesehene Manager Lovro Mandac dort die Geschicke bis zum Oktober 2014. Eine Kontinuität, von der die Karstadt-Belegschaft nur träumen durfte.

Auch der Traum von einer Deutschen Warenhaus AG, einer Fusion von Kaufhof und Karstadt, ist seit Montag zerplatzt. Auf den ersten Blick hätte dieser Zusammenschluss durchaus Sinn ergeben: eine bundesweit starke Kaufhauskette, die gegen die attraktiven Shoppingcenter antritt, die eine gemeinsame Strategie auch im Internet zu finden versucht. Doch der Kaufhof-Mutter Metro war offensichtlich weder das Angebot des Karstadt-Eigentümers Signa finanziell attraktiv genug noch glaubte sie an eine Zukunft für ihre Beschäftigten in der Deutschen Warenhaus AG. Karstadt muss sich nun alleine durchkämpfen in der neuen, harten Einkaufswelt. Dass Kaufhof als einer der Hauptkonkurrenten mit einem potenten neuen Eigentümer im Rücken die Signale auf Angriff gestellt hat, macht diesen Kampf sicherlich nicht einfacher.