Der kontrollierte Verkauf kann kriminelle Szene eindämmen. Ein Pro.
Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen, hat Kabarettist Wolfgang Neuss mal gesagt – in launiger Abwandlung der Forderung, dass von deutschem Boden nie wieder ein Krieg ausgehen dürfe. Dass der Cannabis-Rausch, der die meisten Menschen friedlich und albern macht, immer gut für ein Späßchen ist, weiß auch US-Präsident Obama. Kürzlich versprach er bei einem Dinner, dass mehr gelacht würde als sonst. Nicht, weil er besonders witzig sein werde – sondern weil Marihuana jetzt legal sei.
In Wahrheit ist das Thema nicht nur für Späße geeignet – sondern auch für eine ehrliche Bestandsaufnahme. Denn die Bilanz der Verbotspolitik der vergangenen Jahrzehnte ist so ernüchternd, dass es an Realitätsverweigerung grenzen würde, einfach immer so weiter zu machen. Man muss dabei gar nicht den großen Bogen schlagen und auf die vielen und immer weiteren Opfer des „Kriegs gegen die Drogen“ in Ländern wie Kolumbien oder Mexiko hinweisen. Oder darauf, dass auch die Alkohol-Prohibition in den USA vor allem die Mafia gestärkt hat.
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Es reicht im Zweifel ein Blick aufs Schanzenviertel. Dort etabliert sich wieder eine Drogenverkaufsszene, wie sie vor 15 Jahren schon für Ärger sorgte. Dealer nerven die Anwohner, die Polizei muss der guten Ordnung halber im Grunde jedem Gramm Haschisch hinterherhetzen. Konsumenten werden kriminalisiert, und zugleich wird auf diesem Schwarzmarkt neben weichen Drogen auch harter Stoff verkauft. Der Cannabis-Konsum nimmt bei all dem sogar zu – auch unter Jugendlichen, zu deren Schutz die Verbotspolitik also offenbar nichts beitragen kann. Das Ganze ist ein endloses Spiel ohne Sieger. Deswegen ist es an der Zeit, es zu beenden und Cannabis freizugeben – zum Verkauf an Erwachsene unter staatlicher Kontrolle, bei gleichzeitig verschärfter Verfolgung der Weitergabe an Jugendliche und des Handels mit harten Drogen wie Heroin, Kokain oder Crystal Meth. So trennt man die Märkte und legt einen Teil des Drogensumpfes trocken. Holland und die USA machen es vor.
Damit ist nicht gesagt, dass Cannabis gesundheitlich unbedenklich ist. Aber das sind Tabak und Alkohol auch nicht. Hier setzt der Staat auf mündige Bürger, die selbst entscheiden, was und wie viel ihnen bekommt. Und er versucht, Jugendliche besonders zu schützen. Warum sollte das bei Cannabis nicht auch möglich sein? Nach dem Scheitern der bisherigen Drogenpolitik wäre es allemal einen Versuch wert.