Eltern sollte Kita-Betreuung ihrer Kleinen mehr wert sein
Wer Kinder im Schulalter hat, wird sich mit Schaudern daran erinnern, wie schwierig es früher war, einen Kindergartenplatz zu bekommen – und Krippenplätze waren absolute Mangelware. Der Spruch, man möge sich möglichst vor der Zeugung schon um einen Betreuungsplatz bemühen, hatte seine Berechtigung.
Dagegen herrschen heutzutage für Eltern in Hamburg paradiesische Zustände. Sie haben die freie Wahl, weil in den vergangenen Jahren unzählige neue Einrichtungen entstanden sind. Aber die Qualität der frühkindlichen Bildung sei nicht ausreichend, klagen jetzt Kitaträger, Erzieher und auch Eltern in einem gemeinsamen Brief an den Bürgermeister. In keinem anderen (alten) Bundesland müsse sich eine Erzieherin um so viele Kleinkinder kümmern wie in Hamburg.
Es stimmt natürlich: Masse allein reicht nicht. Das vergrößerte Angebot an Betreuungsplätzen darf nicht auf Kosten der Qualität gehen. Und vor allem nicht auf Kosten der Erzieher, die für vergleichsweise bescheidene Gehälter (und Karriereaussichten) einen unglaublich verantwortungsvollen Beruf ausüben. 25 Prozent mehr für Kitas lautet die Maximalforderung des Bündnisses. Die Beteiligten wissen: Wer viel fordert, kann am Ende zumindest auf einen Kompromiss hoffen – auf ein sattes Plus.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Hamburg kein Lippenbekenntnis mehr ist – die Stadt hat in den vergangenen Jahren sehr viel Geld für die Kindertagesbetreuung ausgegeben. Seit 2002 hat sich diese Summe mehr als verdoppelt. Nicht zu vergessen: die fast flächendeckende Ganztagsbetreuung an Schulen ist auch neu.
Es gibt eigentlich nur eine Möglichkeit, schnell mehr Geld ins System zu stecken: Die Eltern müssen sich wieder beteiligen. Der Senat hat ihnen ein großes Geschenk gemacht, als er die Fünf-Stunden-Basisbetreuung kostenfrei stellte. Warum eigentlich? Familien, die viel für die Betreuung bezahlt haben, haben in der Regel ein gutes Einkommen. Und Geringverdiener bezahlten sehr wenig. Qualität gibt es nun mal nicht zum Nulltarif. Darüber sollten vor allem die protestierenden Eltern nachdenken.