„Schultag aus einem Guss“ darf nicht an Geld scheitern
Keine Großstadt hat das Ganztagsangebot an ihren Schulen in den vergangenen Jahren so rasant und konsequent ausgebaut wie Hamburg. Drei von vier Grundschülern verbringen mittlerweile den größeren Teil des Tages in der Schule. An fast allen Grundschulen finden Eltern eine Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder – seit 2011 sind allein 150 Standorte in den Ganztag gestartet. Dieser bemerkenswerte Kraftakt von der Politik und den Beteiligten vor Ort verdient erst einmal große Anerkennung.
Nachdem der quantitative Ausbau geschafft ist, muss es nun an die Qualität der Nachmittagsbetreuung gehen. Nach wie vor gibt es teils massive Klagen über fehlendes Personal, fehlende Räume, Engpässe bei der Essensausgabe oder sogar chaotische Zustände wegen fehlender Kantinen. Auch Schulsenator Ties Rabe ist sich bewusst, dass die Qualität der GBS, wie die Ganztägige Bildung und Betreuung an Schulen kurz heißt, erhöht werden muss. Schließlich ist es für die Eltern nicht entscheidend, ob ihr Kind zusammen mit 40.000 anderen Kindern betreut wird, sondern, wie gut diese Betreuung ist. Rabe schickt deshalb eine GBS-Inspektion in die Schulen, die prüfen soll, wo es vor Ort hakt und wie Abhilfe zu schaffen ist.
Aber nicht nur organisatorisch muss sich einiges verbessern, vor allem auch inhaltlich. Wie das gehen kann, machen sechs Schulstandorte gemeinsam mit den Trägern vor, die dort die Betreuung gestalten. Sie wollen Vormittag und Nachmittag besser verzahnen, die bisher noch weitgehend unabhängig voneinander laufen. Sie wollen Themen aus dem Unterricht in den Betreuungsstunden wieder aufgreifen und so einen Schultag aus einem Guss schaffen. Das käme der eigentlichen Idee von Ganztag ein Stückchen näher und ist ein sinnvoller Ansatz, der in ganz Hamburg Schule machen sollte. Ob dies gelingt, hängt auch von den Finanzen ab. An den Pilot-Schulen übernehmen die Träger die Kosten für die Arbeitsstunde, die die Erzieher jeden Tag zusätzlich leisten – für ein Jahr. Entscheidend für den Erfolg des Modells ist deshalb auch, ob die Behörde langfristig bereit ist, sich an den Kosten zu beteiligen.