Die Ansiedlung von Twitter hat große Symbolkraft
Die Wirtschaftskraft: überschaubar. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze: im Vergleich mit den großen Firmen in Hamburg beinahe zu vernachlässigen. Aber so wichtig diese beiden genannten Parameter auch sonst sind, wenn es darum geht, unternehmerische Entscheidungen zu beurteilen, so zweitrangig ist es hier. Allein die Tatsache, dass das Online-Netzwerk Twitter ein weiteres Büro in Deutschland eröffnet und dafür Hamburg als zweiten Standort neben Berlin ausgesucht hat, entfaltet eine immense Symbolwirkung. Neben den weltweit agierenden Internet-Giganten Google und Facebook sowie dem europäischen Netzwerker Xing siedelt sich mit Twitter ein weiterer wichtiger Baustein der digitalen Zukunft an der Elbe an, und zwar sogar ganz direkt am Fluss, in der HafenCity. Neues gesellt sich hier zu Neuem.
Nach ebendiesem Prinzip läuft die Standortfrage in der Internetwirtschaft ohnehin: Was zählt, sind die Entfaltungsmöglichkeiten im Zusammenspiel mit anderen aus der Branche oder mit verwandten Gattungen, wie hier etwa der Werbewirtschaft oder den klassischen Verlagshäusern. Diese Clusterbildung ist nicht allein durch politisch motivierte Standortpolitik zu erreichen; aber falsche Politik, das Ablehnen von echtem Engagement etwa wegen fehlender Größe im Einzelfall, kann dennoch das Gegenteil bewirken. Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), der die Medienfrage zur Chefsache erklärt hatte, und sein bestens vernetzter Medien-Bevollmächtigter Carsten Brosda haben das erkannt, die Denkweise von Führungskräften der Branche verstanden und können nun auch einen Teil des Erfolgs für sich reklamieren.
Interessant ist dabei auch ein Blick auf die Aufteilung der Twitter-Aktivitäten: Am Standort Berlin sitzt das „Partnership-Team“, das Kooperationspartner in den Medien, im Sport, bei Musik-Labels sowie berühmte Twitter-Nutzer betreut. In Hamburg geht es um die Vermarktung, den wichtigen Kontakt zur Werbewirtschaft. Also um das Geldverdienen. Manche Dinge ändern sich eben nie, aber man muss sich auch nicht dafür schämen. Im Gegenteil.