Wer die Stadt „verdichten“ will, muss die Bürger beteiligen
Oberbaudirektor Prof. Jörn Walter fand am Mittwochabend auf der 6.Stadtwerkstatt die richtigen Worte. Die Nachverdichtung einer Stadt bietet viele Chancen für eine Verbesserung des Status quo. Das Beispiel Katharinenquartier, wo 130 Wohnungen gebaut wurden und ein quirliges Viertel entstand, steht dafür.
Walters Werben für die Verdichtung hatte wohl aber auch damit zu tun, dass auf der Veranstaltung zuvor von einigen Zuhörern vehement die mangelnde Beteiligung von Anwohnern bei Wohnungsbauprojekten beklagt wurde. Viel zu oft ignorierten Behörden die Einwände von Bürgern.
Der Bau von Wohnungen in verdichteten Metropolen wird mehr und mehr zum Problem. Die Politik befindet sich dabei in einem Spannungsfeld. Einerseits steigen die Mieten, wenn zu wenige Wohnungen auf dem Markt angeboten werden. Andererseits wollen Anwohner oft nicht, dass sich etwas ändert – das belegt das Nein beim Berliner Volksentscheid zur Teilbebauung des Tempelhofer Flugfeldes.
In Hamburg hat der Streit bislang nicht so schlimme Ausmaße angenommen. Das mag damit zu tun haben, dass die Menschen hier mehr Verständnis für den Bau von Wohnungen haben als in Berlin. Vielleicht liegt es auch daran, dass Bezirksämter und Wohnungswirtschaft, vor allem wenn es um sozialen Wohnungsbau geht, hier und da besonders unnachgiebig sind. Klar ist nur: Es gibt keine Standardlösungen für Bürgerbeteiligung. Jedes Projekt muss von allen Seiten mit Sorgfalt vorbereitet und begleitet werden. Kaltschnäuziges Ignorieren berechtigter Einwände ist ebenso fehl am Platz wie das Beschwören vom Untergang des Abendlands, wenn ein Quartier verdichtet wird.
Vielleicht ist es sinnvoll, wie die Stadtentwicklerin Prof. Elke Pahl-Weber vorschlägt, auch bei der Verdichtung von der Stadt die Menschen selbst etwas entwickeln zu lassen. Auf alle Fälle aber hat Bürgermeister Olaf Scholz recht, wenn er sagt: „Beteiligung bedeutet nicht, dass am Ende alle einer Meinung sind.“ Man muss diesem Satz allerdings hinzufügen: Das bedeutet nicht, dass immer nur die Behörden recht haben.